piwik no script img

Das wahre Gesicht

■ betr.: "Das –System Rau', Kommentar von Walter Jakobs, taz vom 16.12.91

betr: „Das ,System Rau‘“,

Kommentar von Walter Jakobs,

taz vom 16.12.91

In seinem Kommentar behauptet Walter Jakobs, die SPD-Landesregierung habe zielstrebig auf das Ende des Thorium Hochtemperatur-Reaktors (THTR) in Hamm hingearbeitet. Die Bürgerinitiativen, die seit mehr als 16 Jahren gegen diesen sozialdemokratischen Lieblingsreaktor gekämpft haben, sehen das natürlich anders. Unser Gegner war neben den Betreibern immer auch die Landesregierung, die selbst nach Tschernobyl nichts unversucht gelassen hat, diesen Reaktor zu retten. So konnten 1988 führende Genossen in sozialdemokratischen Zeitschriften seitenweise für den THTR und seinen Export werben. Noch in den letzten Wochen vor dem endgültigen Aus hat am 24. Juli der SPD-Finanzminister Schleußer versucht, durch Kooperation mit den Betreibern eine Stillegung zu verhindern — vergeblich. Ausschließlich die unlösbaren technischen und finanziellen Probleme des THTR haben zu seiner „Stillegung“ geführt.

Dies alles konnte man in den achtziger Jahren in dutzenden von taz- Artikeln nachlesen. Warum jetzt in einem Kommentar das genaue Gegenteil behauptet wird, bleibt mir unverständlich. Selbst jetzt, wo nach dem Absturz der Brennelementekannen die zerdepperten radioaktiven Kugeln auf dem Boden liegen und niemand mehr weiß, wie es weitergehen soll, geht die Landesregierung nicht etwa gegen die THTR-Betreiber vor, sondern gegen diejenigen, die seit über zehn Jahren gegen diesen Reaktor geklagt haben: Die Landesregierung bürdet den Klägern die Prozeßkosten von über Hunderttausend DM auf, obwohl der Reaktor längst am Ende ist und die Kläger mit ihren Bedenken Recht hatten. Hier zeigt das „System Rau“ sein wahres Gesicht! Bleibt nur die Frage, welches Gesicht hat das „System taz“? Horst Blume, Hamm

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen