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Hotel im »Palazzo Prozzo«?

■ Private Interessenten für den ehemaligen Palast der Republik

Mitte. Zum Hotel umgebaut wird womöglich Honeckers »Palast der Republik«. Mehrere große Hotelketten haben Interesse daran geäußert, den derzeit asbestgesperrten Palast zur Luxusherberge umzubauen, wie der Sprecher des Bundesfinanzministeriums, Johannes Scheube, auf Anfrage sagte. »Wenn das kommerziell tragfähig ist, warum nicht?« meinte Scheube. Man wolle im Einvernehmen mit Berlin eine vernünftige Lösung finden, sobald die Stadt eine städtebauliche Konzeption für den Bereich vorgelegt habe. Die Sanierung des Palastes und die Entsorgung des Umweltgiftes Asbest kostet laut Auskunft der Bundesregierung 220 Millionen Mark. Weitere 330 Millionen Mark soll der Wiederaufbau kosten. Als Verwaltungsgebäude könne die frühere Volkskammer wegen ihrer Konstruktion jedoch nicht genutzt werden.

Nach Bausenator Wolfgang Nagel (SPD) hat sich auch Stadtentwicklungssenator Volker Hassemer (CDU) gegen den Abriß des Palastes der Republik ausgesprochen. Der Abriß wird von Teilen der CDU, darunter auch dem Regierenden Bürgermeister, gefordert. Den Palast in ein Hotel umzubauen, entspräche allerdings nicht Hassemers Vorstellungen, sagte seine Sprecherin Patricia Werner. Den Palast aber ausschließlich für Kultur zu nutzen, wie es etwa auf dem »Stadtforum« gefordert wurde, wäre zu teuer, meint Frau Werner. Man könne sich aber eine Mischung von Kultur, Geschäften und einem kleineren Hotel vorstellen. Der Palast könne außerdem erweitert werden, bis sein Grundriß dem des ehemaligen, von der SED abgerissenen Hohenzollernschlosses entspreche.

Ob es überhaupt bautechnisch möglich ist, den Palast abzureißen, wird von Experten bestritten, etwa von Dorothee Dubrau, Baustadträtin von Berlin Mitte und früher Mitarbeiterin des Palast-Architekten Professor Heinz Graffunder. Frau Dubrau sagte, daß man beim Bau des Palastes dreieinhalb Jahre lang das Grundwasser abgepumpt habe. Anschließend sei die Gründung an dem sumpfigen Spreeufer mit Tausenden von Tonnen Beton befestigt worden. Wenn man all dies wieder aufsprenge, würden der Berliner Dom und vermutlich auch das Nikolaiviertel unterspült werden.

Ungeklärt ist noch, wem der Palast eigentlich gehört. Der Senat vertritt die Rechtsauffassung, daß der Palast wie das gesamte ehemalige Eigentum des Landes Preußen Berlin als Rechtsnachfolgerin zusteht, so wie etwa das Brandenburger Tor oder der ehemalige preußische Landtag.

Die Bundesregierung hat ebenfalls Anspruch auf den Palast angemeldet. Daß der Palast an die Hohenzollernprinzen zurückgehe, sei jedoch ausgeschlossen, versicherte der Sprecher des Finanzsenators, Axel Kammradt, auf Anfrage. Eva Schweitzer

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