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Asien bleibt stärkste Wachstumsregion

■ Im vergangenen Jahr konnte vor allem Südkorea kräftig zulegen/ Philippinen bleiben Schlußlicht

Manila (ips/taz) — Auch im vergangenen Jahr hat Asien weltweit die höchsten Wirtschaftswachstumsraten erzielt. Trotz der verlangsamten internationalen Konjunktur wird der Zuwachs in der asiatischen Region durchschnittlich 6,5 Prozent betragen, schätzt die Asiatische Entwicklungsbank (ADB) in einem kürzlich veröffentlichten Bericht. „Spitzenreiter“ ist Südkorea mit einem erwarteten Wachstum des Bruttoinlandsprodukts von 8,6 Prozent. Schlußlicht sind die Philippinen, für die die ADB weniger als ein Prozent Wachstum errechnete.

Vor allem auf die Wirtschaftsentwicklung in Süd- und Südostasien wird der anhaltende Wirtschaftsboom der Region zurückgeführt. Das Wirtschaftswachstum Lateinamerikas 1991 wird im Vergleich dazu von der ADB mit einem Prozent, jenes Afrikas mit drei Prozent angegeben. „Treibende Kräfte“ hinter der Entwicklung seien die Inlandsnachfrage und vor allem Investitionen in der verarbeitenden Industrie, im Bau- und Infrastrukturbereich.

Darüber hinaus hätten sich die asiatischen Staaten erfolgreich um eine Diversifizierung der Absatzmärkte bemüht, um die Abhängigkeit von einigen wenigen Märkten zu reduzieren, und den regionalen Handel angekurbelt.

Unter den Schwellenländern oder sogenannten neu-industrialisierten Staaten (NICs) hätten Hongkong und Taiwan eine vorübergehende Verlangsamung des Wachstums überwunden. Sie dürften für 1991 einen Anstieg der wirtschaftlichen Aktivitäten um 7,3 und 7,6 Prozent erreicht haben. Noch bessere Zuwachsraten erzielten Südkorea mit geschätzten 8,6 Prozent, Thailand mit acht und etwas über acht Prozent Malaysia.

In Singapur reduzierte sich das Wirtschaftswachstum von 8,3 Prozent im Jahr 1990 auf 7,5 Prozent im Jahr 1991. Zurückgeführt wird dies von der ADB auf den angespannten Arbeitsmarkt, das verringerte Wachstum in den Nachbarländern und einen Rückgang der Exporte aufgrund der Rezession in den Vereinigten Staaten.

Eine Verlangsamung des Wachstums verzeichnete im vergangenen Jahr auch Indonesien. Niedrigere Ölpreise, eine geringere Zunahme der Nicht-Erdöl-Exporte und schwächere Investitionsaktivitäten trugen dazu bei, daß 1991 nur sechs Prozent Wachstum im Vergleich zu 7,4 Prozent im Vorjahr erzielt werden konnten.

Als „bemerkenswerte“ Ausnahmen in Asien werden Bangladesch, Indien und die Philippinen zitiert. Das unter einem Prozent liegende Wirtschaftswachstum der Philippinen wird neben Naturkatastrophen auf einen Vertrauensmangel der Investoren im Vorwahljahr und auf die restriktive Finanzpolitik im Rahmen eines Stabilisierungsprogramms zurückgeführt. Indiens Wirtschaftswachstum beziffert die ADB auf 3,2 Prozent, während der Inselstaat Sri Lanka immerhin noch 4,9 Prozent zulegen soll.

Relativ starke Zuwächse in der Gruppe der Nicht-NICs verzeichnen Nepal mit vier und Pakistan mit 6,5 Prozent. Die chinesische Wirtschaft erzielte 1991 ein Wachstum von 6,9 Prozent. Laut ADB ist die anhaltende Wirtschaftserholung des bevölkerungsreichsten Staates Asiens vor allem das Resultat von Regierungssubventionen für staatliche Unternehmen und des Zuwachses der Inlandsnachfrage.

Vor allem die Staaten der Südostasiatischen Nationen (ASEAN) haben im vergangenen Jahr einen beträchtlichen wirtschaftlichen Aufschwung erlebt. Der lose Staatenbund, dem Indonesien, Malaysia, Singapur, Thailand, die Philippinen und Brunei angehören, will seine Region nach europäischem Vorbild zu einem gigantischen Binnenmarkt ausbauen. Bereits jetzt sind die ASEAN-Staaten mit ihren 314 Millionen Einwohnern der zehntgrößte Exporteur der Welt und drittgrößter Handelspartner der EG. Dazu beigetragen hat neben japanischen Investitionen das mit der EG 1980 abgeschlossene Kooperationsabkommen. Das Handelsvolumen zwischen EG und den ASEAN-Ländern beläuft sich auf über 60 Milliarden Mark. Bestimmten vor zehn Jahren allein landwirtschaftliche Produkte den Handel, so werden auch heute noch vorwiegend Holz oder Kautschuk exportiert, die aber zunehmend von elektronischen Geräten und Textilien abgelöst werden.

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