Kubanische Spielfreude siegte

■ Team aus Kuba schlug Russinnen auf 2. Platz / Deutsche Dritte mangels Konkurrenz

Den weit über viertausend BesucherInnen in der Bremer Stadthalle war die Dramaturgie des Volleyball-Nationen-Turniers gerade recht. Nachdem die deutsche Vertretung ihr Tie-Break- Spiel gegen die gestern äußerst schwachen Niederlande überraschend glatt mit 3:1 gewonnen hatte, konnten sie sich in gespannter Erwartung zurücklehnen. Auch wenn es beim diesjährigen Spielmodus kein ausgewiesenes Finale gab, hatten die Veranstalter doch dafür gesorgt, daß im letzten Aufeinandertreffen die zwei weltbesten Teams aus Kuba und der Russischen Föderativen Republik den Turniersieg unter sich ausmachten. Die beiden bis dahin in der offiziellen Wertung ungeschlagenen Formationen lieferten sich dann auch eine wahre „Prügelorgie“. Das mit Abstand beste Spiel der fünf Bremer Turniertage riß das Publikum von einem Höhepunkt zum nächsten mit. Kaum, daß die kubanische „Grande Dame“ Mireya Luis, (sie ist allerdings erst 23 Jahre alt) mit ihrer überragenden Sprungkraft und dem dynmische Armzug den russischen Block überwunden hatte, revanchierte sich die Russin Valentina Ogienko in ebenso unvergleichbarer Art im nächsten Spielzug mit einem Kracher ins gegnerische Feld. Das interessante an der Partie: Hatten sich die Mitspielerinnen doch einmal auf die knallharten Angriffsschläge der beiden eingestellt, waren immer andere zur Stelle, es ihnen gleich zu tun. Nicht ohne Grund wurde dann auch die Kubanerin Regla Bell nach der Computerwertung zur besten Angriffspielerin des Turnier gewählt, weil sie eine um wenige Prozentpunkte niedrigere Fehlerquote aufwies.

Daß die Russische Föderation im ersten Satz eine 11:3-Führung noch abgab und den Satz mit 14:16 verlor, trieb deren Trainer Karpol abermals die Zornesröte ins Gesicht. Er schrie und fluchte seine Spielerinnen an, als wollte er sie auffressen. Kein Lachen huschte jemals über die jungen Gesichter, offene Freude mochte nicht einmal aufkommen, wenn die ebenfalls schlaggewaltige Irina Smirnova aus dem Rückraum überwand.

Ganz anders die Akteurinnen von der Karibikinsel. Sie waren mit offensichtlicher Freude dabei und waren wohl nicht zuletzt deswegen erfolgreich. Nach dem 15:11-Gewinn des zweiten Satzes mußten sie sich zwar im nächsten Durchgang mit 8:15 geschlagen geben, aber dann machten sie mit 15:12 alles klar. Der 3:1-Erfolg beruhte auch auf der überzeugenden Abwehrarbeit, die die russische Angriffsmaschine an den Rand der Verzweiflung trieb.

Aus Bremer und bundesdeutscher Sicht brachte das Volleyball-Spektakel folgende Erkenntnisse: Das vom Internationalen Volleyballverband in der BRD einzig lizensierte Turnier (60.000 Schweizer Franken kostet das) ist in seiner Existenz zwar nicht bedroht, aber eine starke Kommerzialisierung ist unumgänglich. Ohne hohe Preisgelder werden weitere Spitzenteams, z. B. aus den USA, VR China, Brasilien oder Korea in Bremen in nächsten Jahr auch nicht antreten.

Ohne eine sportlich in der europäischen Spitze etablierten Vertretung des Deutschen Volleyball-Verbandes wird das Turnier seinen Stellenwert verlieren. Ohne eine Einbindung der Bundesliga-Vereine in eine kontinuierliche Arbeit hat eine deutsche Auswahl keine Chance in der Leistungsspitze. Das 0:3 gegen Russland vom Samstag hat den Abstand deutlich aufgezeigt und das magere 3:2 gegen Rumänien dann brutal ins rechte Licht gerückt. Mins Minssen