: US-Präsident Bush in Südkorea
■ US-Handelsembargo gegen Kambodscha aufgehoben/ Kritik an Verlegung von US-Einheit nach Singapur
Seoul (ap/dpa) — Erst einmal Kranzniederlegen und mit seinem südkoreanischen Amtskollegen Tennisspielen ging US-Präsident George Bush nach seiner gestrigen Ankunft in Seoul. Ab heute will Bush Handels- und Sicherheitsfragen mit Präsident Roh Tae Woo und anderen Politikern erörtern, wobei die Nuklearfrage besonderes Gewicht haben dürfte. Das kommunistische Nord- sowie das kapitalistische Südkorea hatten im Dezember ein Versöhnungsabkommen unterzeichnet und sich auch auf eine Erklärung zur Schaffung eines atomwaffenfreien Korea geeinigt.
Bush kam aus Singapur, wo er am Samstag das seit knapp 17 Jahren geltende Handelsembargo gegen Kambodscha aufgehoben hatte. Die Beseitigung der Sanktionen solle dem „wirtschaftlich verwundeten“ südostasiatischen Land helfen, seinen Weg in Richtung Demokratie fortzusetzen, sagte er. Für eine Beendigung des Wirtschaftsembargos gegen Vietnam und Birma allerdings sei es noch zu früh.
Außerdem hatte er sich mit Singapurs Ministerpräsidenten Goh Chok Tong grundsätzlich über die Verlegung einer Marineeinheit von den Philippinen nach Singapur verständigt. Bush erklärte, bei der Marineeinheit, die nach Singapur verlegt werden soll, handele es sich um die Kommandozentrale für den Nachschub der 7. US-Flotte, die bislang im Stützpunkt Subic Bay auf den Philippinen stationiert war. Die USA müssen Subic Bay, die mit fast 6.000 Soldaten größte Marinebasis außerhalb der Vereinigten Staaten, bis zum Jahresende räumen. Bush verwies darauf, daß die Verlegung der Kommandozentrale rund 100 bis 200 US-Soldaten mehr nach Singapur bringe. Bislang sind 95 US-Marinesoldaten und vorübergehend auch 75 Angehörige der US-Luftwaffe in Singapur präsent. Die Übereinkunft mit Goh bezeichnete der Präsident als „symbolisch für unsere Verantwortung in der Region“. Er fügte hinzu, die USA wollten so lange bleiben, wie sie willkommen seien.
Diese Vereinbarung wurde am Sonntag kritisiert. Außenminister Abdullah Achmad Badawi aus dem benachbarten Malaysia äußerte die Hoffnung, daß sie nicht zur Einrichtung eines ständigen amerikanischen Stützpunktes führen werde, weil das nicht mit den Zielen der Vereinigung Südostasiatischer Staaten (ASEAN) zu vereinbaren wäre, Südostasien zu einer Zone des Friedens, der Freiheit und der Neutralität zu machen.
Die Menschenrechtsorganisation Asia Watch rief den Präsidenten dazu auf, gegenüber der südkoreanischen Führung auf die Einhaltung der Menschenrechte zu drängen. In Südkorea sind nach Angaben der Organisation 400 Menschen nur wegen ihres politischen Engagements inhaftiert. Bush, der am Dienstag nach Japan weiterreist, solle von der Regierung in Tokio verlangen, daß sie auf die Verbesserung der Menschenrechtslage in China hinwirke. Japan verstärkt derzeit seine Beziehungen zur Volksrepublik.
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