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■ In Rumänien ist bald jeder Zehnte arbeitslos

Bukarest (afp/taz) — Der rumänischen Volkswirtschaft stehen schwere Zeiten bevor. Nach amtlichen Prognosen wird das Zahlungsbilanzdefizit in diesem Jahr auf zwei Milliarden Dollar anwachsen. Zugleich muß sich die Regierung darauf gefaßt machen, daß die Devisenvorräte bald ausgehen. Die Zentralbank verfüge noch über 300 Millionen Dollar, doch die rumänischen Exporte „nähern sich gegen Null“, erklärte ihr Notenbankchef Mugur Isarescu.

Große Angst herrscht in der Bevölkerung vor der drohenden Arbeitslosigkeit. 300.000 Menschen haben ihre Arbeitsplätze schon verloren. Die Zahl der Arbeitslosen, so rechnen Experten, wird sich 1992 verdreifachen; ein Zehntel der arbeitenden Bevölkerung wäre dann ohne Beschäftigung. Das Haushaltsdefizit fiel im vergangenen Jahr mit umgerechnet 210 Millionen Dollar doppelt so hoch aus wie erwartet. Finanzminister Aurel Bercea führt dies auf den großen Einbruch in der Industrieproduktion, die daraus resultierenden Steuerausfälle und die unvermeidlich hohen Sozialausgaben zurück.

Die Anfang 1990 in Angriff genommene Privatisierung der Wirtschaft beschränkt sich bislang auf den Dienstleistungssektor. Zwar gibt es in jeder größeren Stadt bereits private Geschäfte für Kleidung und Nahrungsmittel, doch bleibt deren Angebot für die meisten RumänInnen unbezahlbar. Mit einem Monatsgehalt kann man sich derzeit gerade drei Paar Schuhe oder eine Winterjacke in den staatlichen Geschäften leisten. Die Renten sind so knapp, daß sie kaum zum Überleben reichen.

Die Not der Bevölkerung soll durch die im Frühjahr anstehende Privatisierung der großen Staatsbetriebe gelindert werden. Zur Vorbereitung dieser Maßnahme wurde im Herbst die Konvertibilität der Währung für Bewohner des Landes eingeführt. Sie können den „Leu" frei gegen harte Devisen tauschen. Doch ob jemand die maroden und veralteten Betriebe haben will, ist fraglich. Die große Hoffnung der rumänischen Führung richtet sich auf die Auslandsinvestitionen. In die seit Anfang 1990 gegründeten 7.787 internationalen Joint-ventures wurden jedoch bislang nur 267 Millionen Dollar aus dem Ausland investiert. Nach amtlichen rumänischen Angaben kam 89 Prozent des Auslandskapitals aus den Ländern der Europäischen Gemeinschaft.

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