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Zweites Kind tot

■ Leukämie in der Nähe des AKW Krümmel ungeklärt

Die seit 1989 in der Elbmarsch im Landkreis Harburg aufgetretene Leukämie bei Kindern hat am Wochenende ein zweites Todesopfer gefordert. Die neunjährige Angela aus Tespe starb an dem Blutkrebsleiden, nachdem kein passender Knochenmarkspender gefunden werden konnte. Bereits im Juni 1990 war im benachbarten Rönne ein neunjähriger Junge an aplastischer Anämie, einer Bluterkrankung mit ähnlichem Verlauf wie bei der Leukämie, gestorben. Sechs Kinder und ein junger Mann sind im Umkreis des Kernkraftwerks Krümmel am gegenüberliegenden Elbufer an Leukämie erkrankt.

Ein Nachweis über einen Zusammenhang zwischen den Erkrankungen und der atomaren Anlage konnte bislang nicht geführt werden. Allerdings hat die Bremer Professorin für medizinische Physik, Dr. Inge Schmitz- Feuerhake, als erstes Zwischenergebnis ihrer Untersuchungen eine möglicherweise Jahre zurückliegende hohe Strahlenbelastung als Ursache nicht ausgeschlossen. Auf der jüngsten Informationsveranstaltung der Lüneburger Bezirksregierung in Niedermarschacht (Kreis Harburg) hatte Schmitz-Feuerhake berichtet, bei fünf Geschwistern von erkrankten Kindern Störungen in den weißen Blutkörperchen festgestellt zu haben. Dieses Ergebnis sei ein Hinweis auf eine zurückliegende hohe Strahlenbelastung. Im Mittel seien bei den fünf Kindern doppelt so viele dizentrische Chromosomen gefunden worden wie zu erwarten gewesen wäre.

Inzwischen hat das niedersächsische Sozialministerium neue Untersuchungsaufträge erteilt. So wird die Bremer Wissenschaftlerin zunächst fünf andere Blutproben von Erwachsenen untersuchen. Außerdem wird das Institut für Strahlenhygiene in Neuherberg unter Leitung von Professor Günther Stephan sich mit dem Thema befassen und sich zukünftig an den Chromosomenanalysen beteiligen. dpa

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