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Rindervirus nach Murmansk

Moskau (ap) — 118 Tonnen britisches Rindfleisch sind am Montag per Flugzeug in der russischen Stadt Murmansk gelandet. Doch für die Eismeerstadt ist das trotz akutem Fleischmangel durchaus kein Grund zur Freude. Das tiefgefrorene Fleisch, Teil einer Hilfslieferung der Europäischen Gemeinschaft (insgesamt 2.200 Tonnen) und für Moskau bestimmt, war dort am Samstag abgelehnt worden. Die offizielle Begründung: Das Fleisch ist mit dem Rindervirus BSE verseucht. BSE löst bei Tieren eine unter dem Namen „Rinderwahnsinn“ bekannte Krankheit aus, die angeblich für Menschen ungefährlich ist. Der Sprecher der britischen Botschaft Noel Jones wies am Montag jedoch jede Schuld von sich. Die Qualität des Fleisches entspreche EG-Normen.

„Wir würden das Fleisch auch selbst essen“, erklärte Jones. Auch die britische Ministerin für Übersee- Entwicklung, Lynda Chalker, reagierte verärgert. Der Rundfunkgesellschaft BBC sagte sie: „Wir haben anderes zu tun, als unsere Zeit mit Rindfleisch zu verbringen.“ Das ganze Wochenende über habe es Verhandlungen mit Moskau darüber gegeben, wie die Lieferung an die Bevölkerung weitergegeben werden könne. „Ich bin überzeugt, das russische Volk wird sie annehmen.“

Nachdem die Moskauer Gesundheitsbehörde am Samstag das Fleisch geprüft hatte, lehnte sie die Annahme ab, weil die Ware mit BSE verseucht sei. Nach einem Tag endloser Diskussionen einigten Briten und Russen sich darauf, die Lieferung in die am Polarkreis gelegene Stadt Murmansk weiterzuleiten, wo die Lebensmittelbestimmungen weniger streng sind. Der EG-Botschafter in Moskau, Michael Emerson, nannte dieses Verfahren in einem BBC- Interview eine saubere Lösung.

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