: Seiters und Hagedorn: Einig gegen Möllemann
Bad Kissingen (dpa) — Bundesinnenminister Rudolf Seiters (CDU) hat die vom Deutschen Beamtenbund (DBB) geforderte Besoldungserhöhung von 10,5 Prozent abgelehnt. Zugleich appellierte er an die Tarifpartner, die anstehenden Gehaltsverhandlungen mit Augenmaß und Weitsicht zu führen. Seiters erklärte am Montag auf der gewerkschaftspolitischen Tagung des Beamtenbundes in Bad Kissingen, manche der bereits bekannten Tarifforderungen halte er für „überzogen“ und „unrealistisch“. Dazu zähle er auch die zweistellige Forderung der Interessenvertretung der rund 1,8 Millionen Beamten.
Schon ein Prozent Lohn- und Gehaltserhöhung im Öffentlichen Dienst kosteten Bund und Länder jährlich zusätzlich rund 3,5 Milliarden Mark. Unter dem Beifall der rund 350 Delegierten lehnte Seiters erneut den Vorschlag von Wirtschaftsminister Jürgen Möllemann (FDP) ab, noch vor den Tarifverhandlungen im öffentlichen Dienst ein Besoldungsgesetz einzubringen, um damit die Höhe der Beamtenbezüge festzulegen. Der für die Tarifverhandlungen zuständige Innenminister weigerte sich, das Verhandlungsangebot der Arbeitgeber schon jetzt zahlenmäßig zu präzisieren. Dies tue er am Verhandlungstisch.
Der Vorsitzende des Beamtenbundes, Werner Hagedorn, griff Möllemann scharf an und erklärte, die Anpassung der Beamtenbezüge gehöre nicht auf den „orientalischen Basar“. Sie eigneten sich auch nicht als Erpressungsinstrument. Es könne nicht akzeptiert werden, wenn die Besoldung als Knüppel für Eingriffe in die Tarifautonomie gebraucht werden solle. Möllemann solle sich auf seine eigene Aufgaben besinnen.
Kommentar Seite 12
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen