: Stahlarbeiter vor Urabstimmung
■ Arbeitgeber wollen weiter verhandeln — aber ohne neues Angebot
Die Tarifverhandlungen für die 135.000 Beschäftigten der nordwestdeutschen Stahlindustrie sind Mittwoch nacht in Düsseldorf nach fast 13 Stunden erneut abgebrochen worden. IG Metall und Arbeitgeber wollen am Sonntag weiter verhandeln. Nach Angaben des Verhandlungsführers der IG Metall, Lorenz Brockhues, hatten die Arbeitgeber ihr Angebot von bisher 3,4 auf nunmehr 4,54 Prozent erhöht.
Diese Erhöhung solle aufgeteilt werden auf 4 % für die ersten sieben und 5,3 % für die übrigen fünf Monate. „Dieses Angebot ist keine Ebene, auf der eine Landung möglich ist“, meinte der Gewerkschafter. Der Arbeitgeber- Verhandlungsführer Ulrich Schmithals bezeichnete die Verhandlungen dagegen als „sehr konstruktiv“. Er kündigte an, die Arbeitgeber würden kein neues Angebot vorlegen.
Brockhues betonte, die IG Metall sei weiterhin an einer friedlichen Lösung der Tarifauseinandersetzung interessiert. Die Gewerkschaften fordern eine Anhebung der Ecklöhne um 16 Pfennige und eine Erhöhung der Bezüge um 10,5 Prozent. Die IG Metall wird parallel zu den laufenden Verhandlungen eine Urabstimmung über einen Streik vorbereiten, falls die Verhandlungen scheitern. Die Urabstimmung könnte dann um den 20. Januar stattfinden, ein möglicher Streik Anfang Februar beginnen.
Die Belegschaft bei Klöckner in Bremen bereitet sich bereits ernsthaft auf Urabstimmung und Streiks vor. „Wenn man aus der Beteiligung bei den Warnstreiks Rückschlüsse ziehen kann, dann ist die Bereitschaft sehr groß“, erklärte ein Betriebsrat der taz. Die Stimmung sei jedoch nicht nach „heiß reden und scharf machen.“ Denn wenn am Sonntag tatsächlich weiterverhandelt werde, könne vielleicht doch noch ein Kompromiß gefunden.
Doch wenn es zum Streik komme, dann werde dies eine längere Angelegenheit, meinen die Kollegen vom Betriebsrat. Beim letzten Streik der Stahlarbeiter 1979 legten die Arbeiter im Ruhrgebiet sechs Wochen lang die Arbeit nieder. Manche Betriebsräte empört es besonders, daß nicht zuletzt mit Möllemanns Einmischen in die Tarifpolitik Arbeitnehmer und Gewerkschaften „vorsorglich als Sündenböcke“ für die Verschuldungspolitik aufgebaut werden. dpa/taz
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