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Lohn für „Meisterspion“ floß auch nach Mauerfall

Ex-Verfassungsschützer Klaus Kuron wäre bereit gewesen, erneut die Seiten zu wechseln  ■ Aus Düsseldorf Walter Jakobs

Während in Berlin die Menschen am 9.11.1989 auf den Straßen tanzten, trafen sich in Österreich zwei Männer, die der Maueröffnung nichts Positives abgewinnen konnten. Aus Köln war der „Topspion“ Klaus Kuron, Regierungsamtsrat im Kölner Verfassungsschutzamt, angereist, um seinem Instrukteur „Volker“, geschickt von der Hauptverwaltung Aufklärung (HVA) des Ministeriums für Staatssicherheit, das Neueste aus dem Kölner Amt zu verraten. Von der Maueröffnung erfuhr „Volker“ an diesem Tag erst durch Kuron. Über die Bedeutung dieser Information machte sich der DDR-Mann keine Illusionen: „Das ist das Ende“, so seine spontane Reaktion.

Auf den normalen Gang der deutsch-deutschen Spitzelei hatte der Mauerfall indes zunächst keinen Einfluß: Kuron, seit 1982 auf der Gehaltsliste der HVA, lieferte seine Informationen, „Volker“ den Agentenlohn. Geld gab es aus Ost-Berlin auch noch nach dem Ende der Modrow-Regierung. Bei Treffen mit seinem Führungsoffizier Dr.Stefan Engelmann kassierte Kuron im April 1990 noch einmal 30.000DM und im August, ein paar Tage vor der Wiedervereinigung, gab es von „Stefan“ nochmals 18.000 Mark. Sein zweiter Führungsoffizier, der HVA- Oberst Gunther Nehls, mit dem sich Kuron noch im April 1990 traf um seine Sicherheitslage zu erörtern, gehörte zur selben Zeit als Abteilungsleiter dem im Innenministerium angesiedelten Auflösungskomitee der HVA an. Innenminister in jenen Tagen war der CDU-Mann Diestel.

Das letzte Geld für Kuron kam möglicherweise schon vom sowjetischen KGB. „Stefan“ unterbreitete Kuron in Östereich das Angebot, er könne „für unsere Freunde“ weitermachen. Als Klaus Kuron wenige Wochen später seine Enttarnung befürchten mußte, eilte er am 5.10.1990 nach Berlin, um mit dem KGB zu reden. Die Sowjets wollten ihn und seine Frau ausfliegen, doch der Kölner Spitzel machte im letzten Augenblick einen Rückzieher. Er bot den KGB-Leuten stattdessen an, für sie weiterzuarbeiten. „Nur zum Schein“, wie er gestern im Staatsschutzsaal 01 des Düsseldorfer Oberlandesgerichtes sagte, denn im sowjetisch beherrschten Sperrgebiet in Karlhorst habe er sich entschieden, sich dem Kölner Amt zu offenbaren. Insgeheim habe er dabei gehofft, noch einmal die Seiten wechseln zu können und sich unter Führung der westdeutschen Geheimdienste zum Schein dem KGB anschließen zu können. Doch die Rechnung ging nicht auf. Der „Maulwurf“ wurde verhaftet. Kuron, der acht Jahre alles verriet und sich als „loyaler Mitarbeiter“ des ostdeutschen Geheimdienstes verstand, im Gericht wörtlich: „Ich fühlte mich jetzt natürlich hintergangen“.

Daß Geheimdienstler überall auf der Welt den Verrat lieben und vom Verrat leben, den Verräter jedoch hassen, diese Konstante im mitunter tödlichen Spitzelspiel hat der Profi Kuron übersehen.

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