: Abgeklärte Studenten
■ Erste Heimniederlage von Leverkusens Basketballern in der Europameisterschaft/ 81:91 gegen Madrid
Leverkusen (dpa/taz) — Eine originelle Geschenkidee hatte Bayer Leverkusen für seine Europacup- Gäste von Estudiantes Madrid: Regenschirme. Die Spanier revanchierten sich mit der Höflichkeit iberischer Caballeros und lieferten den zugehörigen Regen — in Form von erfolgreichen Korbwürfen, die zu Beginn der Partie nur so über die Rheinländer hereinprasselten. Nach acht Minuten stand es 21:9 für die entfesselten Studenten aus Kastilien, 42:28 nach 14 Minuten und zur Halbzeit führte Estudiantes Madrid mit 49:31.
„Wenn man so startet, spielt man dem Gegner in die Hände, der es dann leicht hat, ein Spiel zu kontrollieren“, sagte Leverkusens Trainer Dirk Bauermann nach der bitteren Niederlage, die die Teilnahme an der Play-Off-Runde kosten könnte. Die Abgeklärtheit der Spanier, die mit der Ausnahme einer dreiminütigen Verschnaufpause für den hundertprozentig treffenden Spielmacher Azofra (8) ihre „erste Fünf“ 40 Minuten auf dem Parkett hatten, triumphierte fast während des gesamten Spiels über Leverkusens überhastete Wurfversuche. Selbst als die über 4.000 Zuschauer in der Wilhelm- Dopatka-Halle bei der einzigen Führung (55:53 in der 22. Minute) die Wende witterten, brachten sich die Gastgeber durch unkontrollierte Aktionen selbst um die Früchte ihrer kräftezehrenden Aufholjagd.
Die Statistik sprach eine deutliche Sprache: Aus dem Feld kam Madrid auf eine Wurfausbeute von 52,5 Prozent, Leverkusen auf nur 42,9. Unter den Körben sicherten sich die längenmäßig unterlegenen Madrilenen 35 Rebounds, Leverkusen dagegen nur 27.
Nach der ersten Heimniederlage der Leverkusener gab Coach Bauermann Durchhalteparolen aus: „Wir werden alles andere tun als unsere Fahne einzurollen. Noch ist nichts verloren. Wir müssen die Niederlage abhaken und nach vorn schauen.“ Bauermanns Vorausblick verspricht nach wie vor günstige Perspektiven zum Erreichen des vierten Tabellenplatzes, der zur Qualifikation für die Play-Off- Runde berechtigt. Vier Heim- und nur noch drei Auswärtsspiele umfaßt das Restprogramm. Nach den beiden vermeidbaren Niederlagen beim ungeschlagenen Spitzenreiter Joventut Badalona und dessen spanischem Herausforderer Madrid sind die Leverkusener in den nächsten Spielen gegen die drei hinter ihnen plazierten Teams favorisiert: Am 16.Januar gegen Aris Saloniki, am 23.Januar bei Commodore Den Helder und am 30.Januar gegen Maes Pils Mechelen.
Bundestrainer Svetislav Pesic gab vor allem die Leistung seiner Nationalspieler zu denken. Während sich die Amerikaner Kannard Johnson (24) und Wheeler (19) bei Leverkusen sowie Winslow (25) und Pinone (19) bei Madrid nach Punkten neutralisierten, spiegelte die Korbausbeute der Nationalspieler beider Kontrahenten den Klassenunterschied zwischen spanischem und deutschem Basketball wider: Herreros (24) und Orenga (15) lagen da deutlich vor Welp (13), Harnisch (12) oder Koch (11). 2,20-Meter-Mann Behnke (2) und Baeck (0) waren ziemlich von der Rolle. Um so wichtiger wäre eine Teilnahme des besten deutschen Basketball-Spielers Detlef Schrempf an der Olympia-Qualifikation, die am 20.Januar ausgelost wird. Der 28jährige Flügelspieler der Indiana Pacers — in der letzten Saison zum „besten sechsten Mann“ der NBA gewählt — würde gern bei Olympia spielen, hat jedoch keine Lust, nach der langen NBA-Saison die gesamte sechswöchige Vorbereitung auf die Qualifikation mitzumachen. Pesic ist gern bereit, darüber mit sich reden zu lassen, und Pacers-Coach Bob Hill ist ohnehin der Meinung, daß Schrempf auf diese Phase gut verzichten kann: „Wenn ich Bundestrainer wäre, würde ich Detlef sogar untrainiert, frisch aus dem Urlaub kommend, einsetzen.“
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen