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The Blech.

■ Tonales Ungewitter im Lagerhaus, mit Dirndl und Buchhalterlook

Der Ruf einer mitreißenden Live- Band eilte ihnen seit ihrem Auftritt auf der Breminale im letzten Jahr nicht nur bei Insidern voraus. The Blech aus Konstanz hatte sich aus den Geheimtip-Gruften mit anarchischer Urgewalt in die Ohren des Bremer Publikums gespielt. So war es kein Wunder, daß am Samstag das Lagerhaus Schildstraße gut gefüllt war.

Auf den ersten Blick mutete das weitgereiste Quartett (USA, Brasilien, Kanada, Japan, Osteuropa) wie eine Sechziger-Jahre- Kombo an. Schlagzeuger Hubl Greiner im Buchhalterlook hampelte hinter seinem Instrument wie ein applausgeiler Musiker des Hazy-Osterwald-Sextetts herum, mit Uralt-Brillengestell und Koteletten so breit wie Krakauer Würste. Keyborder HB-W, ein seltsam unjunger Herr im Nadelstreifen-Outfit und mit versteinertem Gesicht, sowie die Tuba- Posaune- und Hornspielerin Shirley Hofmann aus Kanada in ihrem langen Dirndl unterstrichen den absurden Anblick der vier.

Das tonale Unwetter von The Blech in Worte fassen zu wollen, hieße ein Who-is-Who der Unterhaltungsmusik zu schreiben. Keine stilistische Schublade ist ihnen fremd, allein das klangliche Chaos, das aus den zahlreichen Zitaten immer wieder ins nächste führt, zieht sich wie ein roter Faden durch das Programm.

Musikalischer und visueller Mittelpunkt des Bühnengeschehens ist der kahlköpfige Sänger und Trompeter Rupert Volz. Mit einer sehr wandelbaren Stimme ausgestattet, singt und brabbelt er mit unüberhörbarem süddeutschen Akzent groteskes Gedankengut ins Publikum („Mama flennt, Papa flennt, und die Welt dreht sich“). Das geht ohne Unterlaß in Free-Jazz-Bereiche, gefolgt von einer Stakkato-Geige (HB-W) mit Baßgetrommel, um im nächsten Augenblick schon wieder Bruchstücke deutscher Volxmusik aufzunehmen, die in hymnischen Experimental-Arien münden. Um die Schubladen zu benennen, stellen wir uns eine Künstlerkneipe in New York vor: Die amerikanische Multimediakünstlerin Meredith Monk trifft Christian Vander von der französischen Gruppe Magma. Sie gurrt wie eine Taube, und er verhaut sein Schlagzeug. Plötzlich kommt Blaine Reininger von Tuxedomoon zur Tür herein, sägt unvermittelt mit dem Bogen auf seiner Violine, und weil sie sich nicht auf ein Thema einigen können, spielen sie die ghanaische Nationalhymne im Drei-Viertel- Takt. Danach ziehen alle an den Bodensee und nennen sich The Blech.

Das Publikum im Lagerhaus verstand die Message wohl, wippte, wo es eben ging, dankbar mit den Beinen, und erklatschte sich drei Zugaben. Für alle, die nicht dabei waren: Am nächsten Sonntag, gegen 21 Uhr, werden Ausschnitte des Konzerts in der Sendung „Radi-O-la“ auf der Hansawelle gesendet. Cool J.F.

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