: Vereinigungskriminalität: Sechs Milliarden Mark Schaden
Berlin. Sechs Milliarden Mark Schaden sind nach Schätzung des für Wirtschaftskriminalität zuständigen Leiters der Berliner Staatsanwaltschaft, Joachim Erbe, im Zusammenhang mit dem Umbruch in der DDR und der Vereinigung entstanden. Dies sei noch viel mehr als bisher angenommen, sagte Erbe.
Die Berliner Ermittler verfolgten derzeit 132 Verfahren. Die Delikte betreffen Schiebereien mit Grundstücken und mit Beständen der Nationalen Volksarmee, aber auch mit Vermögen aus ehemaligen volkseigenen Betrieben. Weiter untersucht die Staatsanwaltschaft, wo Geld und Vermögen der ehemaligen DDR- Massenorganisationen und Parteien geblieben sind. Eine Reihe von Fällen, die angezeigt wurden, seien inzwischen eingestellt worden oder sie mußten wegen Arbeitsüberlastung »stillgelegt« werden, vor allem Grundstücksschiebereien.
Bei Betrügereien mit Transfer- Rubeln könne ein Schaden von 1,7 Milliarden Mark entstanden sein, sagte Erbe. Der Handel zwischen den früheren Ostblockstaaten wurde früher nicht über Devisen, sondern über die Kunstwährung Transferrubel abgewickelt. Die Ex-DDR-Unternehmen konnten sich ihre Überschüsse von der Deutschen Außenhandelsbank in Ost-Berlin in DDR- Mark auszahlen lassen, seit dem 1.7. bis zum 31.12.90 in D-Mark. Allerdings galt das nur für Waren, die aus den DDR-Produktionen stammten. In einem Fall sollen jedoch koreanische Produkte als DDR-Erzeugnisse in die Sowjetunion verkauft worden sein. taz/dpa
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