: Anwalt Vogels Kanzlei durchsucht
Berlin (dpa) — Bei dem einstigen DDR-Staranwalt und Honecker- Vertrauten Wolfgang Vogel hat die Staatsanwaltschaft in der Nacht zum Montag über 100.000 Karteikarten und Akten sichergestellt. Das bestätigte am Montag Berlins Justizsprecherin Jutta Burghardt. Vogel steht unter Verdacht, ausreisewillige DDR-Bürger zum Verkauf ihrer Häuser und Grundstücke weit unter Wert genötigt zu haben.
Mit Hilfe der beschlagnahmten Unterlagen will die Arbeitsgruppe Regierungskriminalität mehreren Strafanzeigen gegen den heute 65jährigen Vogel nachgehen, der seinerzeit DDR-Beauftragter für humanitäre Fragen war. Im Mittelpunkt von insgesamt zwölf seit mehreren Wochen laufenden Ermittlungsverfahren steht die Frage, ob der einstige Vertraute von Staats- und Parteichef Erich Honecker DDR-Bürger dazu veranlaßt hat, ihr Eigentum für Schleuderpreise herzugeben, um die begehrte Genehmigung zur Ausreise zu erhalten. Zahlreiche Immobilien sollen auf diese Weise Funktionären der SED und hohen Offizieren des Ministeriums für Staatssicherheit zugeschanzt worden sein.
Frau Burghardt zufolge begann die Durchsuchung der Büro- und Privaträume Vogels am Sonntag um 21.00 Uhr und dauerte bis in die frühen Morgenstunden. Nach Vorlage des richterlichen Beschlusses habe Vogel die Durchsuchung freiwillig gestattet und sich kooperativ gezeigt. Die Akten seien mit einem Lastwagen abtransportiert worden.
Die Staatsanwaltschaft prüft ebenfalls, ob sich Vogel sowie andere Staatsanwälte und Vertreter staatlicher Organe der Ex-DDR eventuell auch persönlich bereichert haben. Vogel bestritt indessen, Ausreisewillige genötigt zu haben, sich mit Grund- oder anderem Besitz von der DDR freizukaufen.
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