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Frequenz von DT 64 gekapert

Berlin/Potsdam. Für ein gemeinsames Jugendhörfunkprogramm werden der SFB und der Ostdeutsche Rundfunk Brandenburg (ORB) die Frequenz 102,6 von DT 64 übernehmen. Die Intendanten der Sender, Günther von Lojewski und Hansjürgen Rosenbauer, haben den Sendebeginn auf den 27.Januar festgelegt. Dann wird DT 64 in Berlin-Brandenburg nicht mehr zu hören sein — es sei denn, der ORB macht doch noch die bereits im vergangenen Jahr versprochene Mittelwellenfrequenz locker. DT 64 war Anfang Januar vom ORB eine Gnadenfrist auf UKW eingeräumt worden, der ORB bereitete aber unabhängig davon das eigene Jugendprogramm — »Rockradio B« — vor, das bereits ein tägliches »Fenster« auf DT 64 hat.

Der Vereinbarung von SFB und ORB müssen noch die Aufsichtsgremien beider Anstalten zustimmen. Auf der Frequenz der bisherigen SFB-Jugendwelle »Radio 4 U«, die mit Rockradio B zusammengelegt wird, will der Sender künftig Fremdsprachenprogramme ausstrahlen. Diese waren nach einer Hörfunkreform Anfang 1991 auf Mittelwelle verlegt worden.

Die Fraktion Bündnis 90/Grüne im Abgeordnetenhaus protestierte gegen das »rechtswidrige Frequenzkapern« durch den SFB und ORB. Auch der medienpolitische Sprecher der SPD-Fraktion, Joachim Günther, »bedauerte«, daß DT 64 nicht weitergeführt werde. Weder von Seiten des SFB noch des ORB — so das Bündnis 90 — gebe es einen formalen Anspruch auf die Frequenz 102,6. Ohne Zustimmung der Parlamente sei die Frequenz »verscherbelt« worden, es solle eine »Jugendwelle gegen den Willen der Jugendlichen eingerichtet werden«. Dagegen müsse der Kabelrat einschreiten.

Doch laut dem Frequenz-Vergabegremium haben sich SFB und ORB sowie die beiden Staatskanzleien schon im Dezember »im Gespräch« und »auf Grundlage des Medienstaatsvertrags« darauf geinigt, die DT-Frequenz dem ORB für ein Kooperations-Jugendprogramm »zuzuweisen«. Deshalb könne der Kabelrat die Frequenz auch nicht ausschreiben. dpa/kotte

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