: Wortwörtlich genommen
■ betr.: "Freiheit und Brot" (Hans Christoph Buchs offener Brief an Christoph Heinz), taz vom 8.1.92
betr.: „Freiheit und Brot“ (Hans Christoph Buchs offener Brief an Christoph Hein), taz vom 8.1.92
Selten so gelacht wie beim Lesen von Buchs dummer Polemik. Während Hein sehr genau weiß, wovon er redet und schreibt, hat Buch es nötig zu betonen: „Ich weiß, wovon ich rede.“
Buch hat an einer US-Universität Heins Drachenblut lesen lassen und gibt einige — wie er es nennt — „vielfältige Interpretationsmöglichkeiten seiner Studenten zum besten. Was er allerdings vielfältig nennt, sind überwiegend willkürliche Assoziationsäußerungen. Da Buch dies schon nicht unterscheiden kann, ist es auch nicht verwunderlich, daß er keine Ahnung von Textsorten hat und Heins literarischen Beitrag im 'Spiegel‘ wortwörtlich nimmt. [...] Erich Elster, Bad Nauheim
„Wir verfolgen euch nicht, weil ihr Ausländer seid. Auch in unseren Ländern steht der reichere Norden oder Westen gegen den ärmeren Süden oder Osten“, schrieb Christoph Hein in seinem 'Spiegel‘-Beitrag, auf den taz-Autor Hans Christop Buch mit einem offenen Brief reagierte. Kritiker Buch wertet das erwähnte Zitat als Beleg, um Hein eine für viele „Ossis“ typische Larmoyanz zu unterstellen, denn für Buch können mit dem reichen Westen und dem ärmeren Osten nur die alten und neuen Bundesländer gemeint sein. Näme man wie Buch Heins literarischen Beitrag wörtlich, dann entsprächen dem ärmeren Süden die Länder Baden-Württemberg und Bayern, und die kann ja selbst Hans Christoph Buch nicht als arm bezeichnen.
Buch wirft Hein desweiteren vor, er sei dem Hang anheimgefallen, „deutsche Querellen zu Weltproblemen aufzublähen“. Anscheinend ist Buch selbst so sehr auf diese deutschen Querellen fixiert, daß er jede Meinungsäußerung darauf reduzieren muß.
Zwar bringt Buch stolz seine vielfältigen Publikationen zum Thema Dritte Welt und seinen längeren Aufenthalt in Haiti ins Gespräch, diskreditiert sein — inhaltlich sowieso nicht näher ausgeführtes — Engagement und bestätigt meinen Verdacht, indem er dies mit der aussagekräftigen Floskel: „Ich weiß, wovon ich rede...“, einleitet. Wenn man ihn ernst nehmen wollte, so wäre zu konstatieren, daß er damit selbst eingesteht, manchmal oder öfters nicht zu wissen, was er redet. Und was soll man von solch einem Autor halten?
Die Unterstellung, Hein sei larmoyant, unsolidarisch und vertrete ein fatalistisches Geschichtsverständnis, das von der Unveränderlichkeit der Verhältnisse ausgeht, zeugen von der wahrhaft soliden Ignoranz und Unkenntnis, mit denen Buch den literarischen Arbeiten wie auch dem persönlichen Engagement Christoph Heins gegenübertritt. Hans Hirschmann, Langgöns
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