: Keine neuen Hinweise auf angebliche Stasi-Tätigkeit von Gysi
Berlin/Bonn (dpa) — Die Berliner Behörde für die Stasi-Unterlagen geht davon aus, „daß zunächst kein Zusammenhang zwischen dem IM Notar und Gregor Gysi besteht“. Das sagte am Dienstag der Sprecher der Gauck-Behörde, David Gill. Der unter Stasi-Verdacht geratene PDS- Vorsitzende sei zweimal überprüft worden — als Abgeordneter der letzten DDR-Volkskammer sowie als Mitglied der PDS-Bundestagsfraktion. Dabei seien keine Hinweise für eine Stasi-Tätigkeit Gysis gefunden worden.
Nach der Karteikarte des Inoffiziellen Mitarbeiters (IM) „Notar“ werde in der Behörde weiter gefahndet, erklärte Gill. Für eine großangelegte Suchaktion „nach der Stecknadel im Heuhaufen“ fehle es an Möglichkeiten und Personal. Die Bürgerrechtler Bärbel Bohley und Gerd Poppe hatten in ihren Stasi-Akten Protokolle unter dem Decknamen „IM Notar“ gefunden und den Verdacht geäußert, daß sich dahinter ihr früherer Anwalt Gregor Gysi verbergen könnte. Der Berliner Stasi- Auflöser Werner Fischer hält nach dem Bericht des 'Stern‘ die Kombination „IM Notar“ für „mehr als ungewöhnlich“. Inoffizielle Mitarbeiter seien immer durch Namen gedeckt worden — so hieß Ibrahim Böhme „Maximilian“ und Wolfgang Schnur „Torsten“. Codeworte wie „Blues“ (Rainer Eppelmann), „Zirkel 1“ (Gerd Poppe) oder „Blauvogel“ (Ralf Hirsch) seien dagegen in der Stasi-„Verschriftung“ ausnahmslos Opfern zugedacht worden.
Alle SPD-Bundestagsabgeordneten aus den neuen Ländern wollen sich auf eine mögliche Stasi-Mitarbeit überprüfen lassen. „Da nach den Enthüllungen der letzten Tage und Wochen auch künftig mit schlimmen Erkenntnissen gerechnet werden muß, halten es die sozialdemokratischen Bundestagsabgeordneten für ihre Pflicht, Klarheit herzustellen“, teilte der Vorsitzende der SPD-Abgeordneten aus den neuen Ländern, Reinhard Weis, in Bonn mit.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen