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Unterm Strich

Die Uraufführung eines neuen Stückes von Lutz Rathenow mit dem Titel „Autorenschlachten“, die am 15.März im Saarbrücker Staatstheater geplant war, ist auf die nächste Spielzeit verschoben. Die Einsichtnahme in seine Stasi-Akte und die damit verbundene Enttarnung von Autorenkollegen als Spitzel hätten es Rathenow unmöglich gemacht, das Stück rechtzeitig fertigzustellen, heißt es auf Seiten des Theaters. Der 39jährige Autor wolle vermeiden, daß sein Text „auf Grund der aktuellen Entwicklungen lediglich als journalistisches Enthüllungsstück gesehen wird“. „Autorenschlachten“ ist 1990 bei Rathenow in Auftrag gegeben worden. Thema soll eine Begegnung von DDR-Autoren nach der Wiedervereinigung auf einem Literatursymposium in Westdeutschland sein.

Aller guten und schlechten Dinge sind drei. Lernen wir aus den wöchentlichen Mitteilungen der „Senatsverwaltung für kulturelle Angelegenheiten“, die uns im wesentlichen über den Terminplan des Kultursenators auf dem laufenden halten. Der Mann ist gestreßt, aus vielerlei Gründen. Nachdem nämlich Herrn Roloff-Momin dreimal das Autotelefon geklaut wurde, hat er es, durch den „wiederholten Entzug gebeutelt“, mit besonderen Vorkehrungen gesichert, „um einen neuerlichen Einbruch weitestgehend auszuschließen“. Weiterhin entnehmen wir der Meldung (in diesem Falle mit einem „E“ als Erstmeldung ausgewiesen, woraus wir sofort messerscharf schließen, daß eine Wiederholung der Meldungen offenbar zur gängigen Praxis im Kultursenat gehört und uns endlich die immense Papierflut weniger rätselhaft erscheinen läßt), der Kurzmeldung entnehmen wir also, daß das Autotelefon für den Herrn Kultursenator das wichtigste Arbeitsmittel ist, da er „vom frühen Morgen bis spät in die Nacht“ in Berlin (wahrscheinlich per „cedes“) zwischen den rund 2.300 Kultureinrichtungen der Stadt hin und herpendelt und die Strecken mit wichtigen Telefonaten überbrückt. Ach ja — im ersten Amtsjahr legte er 35.000 Kilometer zurück.

Schlagt Brücken, baut Brücken, Brücken sind „herausragende Bauwerke und wurden schon immer mit dem Überwinden von Grenzen und Hindernissen in Verbindung gebracht“, ja, sie „ermöglichen Begegnungen“. Oha: „In einer Organisation wie der Industriegewerkschaft Metall werden Brücken geschlagen zu den Menschen und zwischen den Menschen unterschiedlicher Herkunft und Nationalität.“ Und weil Brücken zwischen Menschen immer wichtiger geworden sind, nimmt die IG-Metall das nicht nur zum Anlaß, um wortgewaltig die Brücke an sich zu loben, nein, sie schreibt auch ihren 2. Kunstpreis unter dem Thema „Brücken bauen“ aus. Er ist mit 30.000 Mark dotiert. Unterlagen sind bei der IG-Metall anzufordern, Stichwort Kunstpreis 1992, Wilhelm-Leuschner-Str. 79-85, 6000 Frankfurt am Main 1.

Berlin hat seinen neuen Präsidenten der Hochschule der Künste bestellt. Er heißt Olaf Schwenke, früher saß er für die SPD im Bundestag und im Europaparlament. Er tritt die Nachfolge des heutigen Kultursenators Roloff-Momin an.

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