: Atomlager löchrig wie Schweizer Käse
■ Weitere Risse im Gorlebener Endlagerschacht festgestellt/ Sicherheit in Frage gestellt
Hannover (taz) — Bei Bohrungen auf der Sohle des Gorlebener Endlagerschachtes I sind in 320 Meter Tiefe Risse im Salz festgestellt worden, die Salzlauge führen. Dies teilte das Umweltministerium in Hannover gestern als Ergebnis der Bohrungen mit, die im Anschluß an erhebliche Laugenzuflüsse in den Endlagerschacht angeordnet worden waren.
Um weitere Laugenzuflüsse zu verhindern, seien jetzt zunächst umfangreiche Abdichtungsmaßnahmen im Schacht notwendig. Deswegen würde der jetzt 312 Meter tiefe Schacht zumindest bis März nicht weiter nach unten abgeteuft, sagte die Sprecherin des Umweltministeriums gestern.
Durch die weitere Verzögerung bis März werden die Bergleute in Gorleben insgesamt ein Jahr länger als geplant mit dem Abdichten jener Risse beschäftigt sein, die durch das Gefrieren des Erdreichs beim Schachtbau im Salz entstanden sein sollen. Durch diese Verzögerung stellt sich nunmehr für das Umweltministerium in Hannover erneut die Frage der Standsicherheit des Schachtes. Ursprünglich sollte bereits bis Mitte des Jahres der endgültige Innenausbau des Schachtes aus Stahlbeton fertig sein.
Nur bis dahin ist die Standsicherheit der jetzigen provisorischen Schachtwand aus Betonsteinen, die an zahlreichen Stellen abgeplatzt ist und die sich bereits erheblich verschoben haben, gutachterlich bescheinigt.
Da mit der Fertigstellung des Innenausbaus nunmehr nicht vor Ende des Jahres zu rechnen ist, verlangt das Umweltministerium in Hannover jetzt vom Bundesamt für Strahlenschutz ein erneutes Standsicherheitsgutachten.
Ob die jetzt in Angriff genommenen Dichtungsmaßnahmen tatsächlich weitere Laugenzuflüsse ausschließen, soll nach deren Abschluß durch weitere Kontrollbohrungen überprüft werden. Jürgen Voges
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