Leserbrief(e)
: Väterliebe

■ "Der neue Vater ist nur ein Medienereignis", 9.1.92

Ich bin selbst Opfer der Mißverständnisse über Väterliebe geworden. Ein psychologischer Kunstgriff, der auch nur den Männern zufällt. Dem Mann wird das höchste Heiligenlied geschrieben und gesungen. Den Frauen derweil in die Wäschekammer geguckt. Mit Suggestivfragen wie: „Ich habe mein Kind auch schon mal geschlagen?!“, hat das Jugendamt keinen Scham mehr dabei. Die Frau des Schnüfflers kann daher noch sosehr im Frauenhaus engagiert sein. Der Vater des Kindes konnte in aller Seelenruhe seinen Erzieherberuf zuende bringen, während ich das Baby stillte. Nicht, das ich diese Situation nicht wollte. Es paßt in die Zeit der Verklärungen, Samenspenden, Dritte-Welt-Spenden, Vaterliebe spenden, Adoptionen spenden, nur Mutterrechte gibt es immer noch nicht. Es sei denn, sie hat Gottes ganzen Segen für die Kraft der Göttin. Psychedelische Erfahrungen werden gleichzeitig mit dem „jedes Recht für den Mann“ ausgebaut. Ich sitze da und suche eine neue Bleibe für mich und meine Tochter. Der Wohnungsmarkt ist katastrophal in Emden, während er es wagt, mir zu erzählen, daß er die selbstgestrickte Mütze für mein Baby überhaupt nicht schön findet. Das Bafög wird leider nicht gewährleistet. Ich darf für mein Eltern büßen. Wir warten auf ihn, damit ich mal Zeit für meine eigenen, anderen Interessen habe. Er läßt uns sitzen, selbstverständlich ist das nicht schlimm, wenn ich die Kleine ein wenig vertröste. Ich habe keinen Deut Bock mehr. Ich darf es nicht zulassen, daß ich ihm so einfach die Verantwortung für unsere Tochter entziehe. Erpressung am Telefon. Schließlich ist sein Geist mehr Wert als Meiner. Das macht er gesellschaftlich, von allen Kindergartentanten unterstützt, deutlich. Wie ich mich durchs Leben schlage, interessiert ihn nicht, nur daß er dafür bezahlen muß, damit sie ihre Grundbedürfnisse erhält. Die Absicherung durch die Amtspflegchaft ist ohne diese Amtspflegschaft bei den Rechtsanwälten mündiger zu bewerten, falls es Zahlungsschwierigkeiten gegeben hätte. Die schlechte Beratung wird durch die Ämter, von den A-Sozialarbeiterinnen unterstützt. Niemals beklagt, wie hätte ich sonst hinterher, nach der Adoption, soviele Menschen mit dem Fall beschäftigen können?! Die Erniedrigung durch die Amtspflegschaft fällt der Frau zu, dem alleinerziehenden Mann nicht. Wegen dem Geld, versteht sich. Im Gesetz steht etwas von Freiwilligkeit. Die Beratung erfolgte als Zwangsmaßnahme. Kongruente Vereinbarungen werden überhört und überlesen. Es gibt einen Jugendamtsbericht, der vom Amtsgericht völlig ignoriert wurde. Der § 1666 hält keinen neueren Entwicklungsstand bereit. Die seelische Kindeswohlgefährdung wird munter weiter durchgeführt. Weiterhin kein Besuchsrecht. Ich zähle schon gar nicht. Obwohl ich meine Tochter nur als letzten Ausweg zur Adoption freigegeben habe. Ich sehe sie etwa einmal im halben Jahr durch meine Großmutter und Mutter, die Grietje manchmal entführen darf. Der Vater hat jedes negative Rechtsmittel in der Hand. Er darf Beleidigungen ausstoßen, darf mir Vorwürfe machen, darf mich beschimpfen, darf mir sagen, ich wäre nicht mehr ihre Mutter. Die Mappe über meine Mißhandlung durch diese Gesellschaft ist dick geworden. Jutta Bahr-Jendges habe ich als erste Anwältin konsultiert, es folgten vier weitere. Keine/r fühlte sich in der Lage, dieses Problem zu bewältigen. Ich bin zur Zeit Sozialhilfeempfängerin, und die haben in dieser Gesellschaft gar nichts mehr zu melden, muß ich leidvoll und verbittert feststellen. Eine Pflegschaft wurde von dem Vater nicht in Erwägung gezogen. Die Sorgerechtsübertragung konnte ich mir finanziell nicht leisten. Sie ohne den Verwaltungsakten bei ihm zu lassen wrde mit dem fadenscheinigem Hintergrund abgelehnt, keine Unterschriften von mir holen zu müssen, abgelehnt. Ich habe zuviel Vertrauen in diesen Menschen gesetzt. Das Geld regiert weiter. Auf zur nächsten Vergewaltigung. Drei Jahre sind im ständigen Kampf vergangen. Ich habe noch keine Arbeitsstelle, die mich wenigstens von dem Dilemma ablenken würde. Inzwischen bin ich mit den schwarzmagischen Fähigkeiten staatlich abgesegneter Sozialarbeit vertraut. Es wäre mir besser andersherum beigebracht worden, erst das Geld verdienen zu vergöttern und dann mal gucken, ob es noch sowas Ähnliches wie Liebe gibt. Zwei Gespräche wurden derzeit vom Jugendamt durchgeführt, mit falschen Aussagen im Bericht, keine Alleinanhörungen und sofortige Verhandlungen ohne das Beisein der betroffenen Klienten. Einzelschicksale interessieren weiterhin nicht, aber wenn ich solche Artikel zur Prestigeschau lese, kann ich nicht mehr ruhig bleiben. Patriavchalische StreiterInnen, das ist sicher einfach; besonders wenn frau damit aufgewachsen ist. Ich könnte mich besser an die Bild- Zeitung wenden. Dort wird nicht alles verallgemeinert und die oberen Zehntausend unterstützt. Welche Bestrafung wird noch ausgesetzt für ein wenig Nicht-Wissen? Christel Strobach