piwik no script img

Ex-DDR-Richter wegen Mord verhaftet

Dresden (dpa) — Unter dem Vorwurf der Rechtsbeugung in zwei Fällen in Tateinheit mit Freiheitsberaubung und Mord ist ein ehemaliger Richter der DDR-Justiz, der an den „Waldheimer Prozessen“ beteiligt gewesen war, am Freitag in seiner Wohnung in Dresden verhaftet worden. Dies teilte Generalstaatsanwalt Günter Hertweck in Dresden mit. In Schnellverfahren wurden während der „Waldheimer Prozesse“ 1950 über 3.400 Frauen und Männer verurteilt, die aus sowjetischen Internierungslagern dem DDR-Innenministerium übergeben worden waren. Unter ihnen waren Kriegsverbrecher, aber auch Mitläufer und Unschuldige. Von den insgesamt 32 Todesurteilen wurden 24 vollstreckt. Mit dem heute 76 Jahre alten Verhafteten wurde der erste der an den Prozessen beteiligten Juristen festgenommen. Der damalige Vorsitzende Richter einer großen Strafkammer soll zwischen April und Juli 1950 unter anderem einen Staatsanwalt zum Tode verurteilt haben, der illegal Radio London gehört haben soll. Gegen den Beschuldigten werde nach Auskunft Hertwecks noch im Februar Anklage durch die Leipziger Staatsanwaltschaft erhoben. Ein weiteres Verfahren soll demnächst „abschlußreif“ sein. Die Leipziger Justiz hat am vergangenen Dienstag die „Waldheimer Prozesse“ neu aufgerollt. Elf noch lebenden ehemaligen Richtern, Staatsanwälten und einem Schöffen würden jetzt Rechtsbeugung, Totschlag und Mord vorgeworfen.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen