: Kinder haften für ihren Senat
■ Jetzt müssen auch die öffentlichen Kindertagesheime bluten
“Wenn der Einstellungsstopp für den KTH Bereich nicht sofort aufgehoben wird, dann werden Anfang Februar mindestens 11 Gruppen zumachen.“ Cornelius Kopf, Personalrat beim Amt für Soziale Dienste, schlägt Alarm. Personalrat, ErzieherInnen und etwa 50 Eltern informierten gestern über die Auswirkungen des Einstellungsstopps für die öffentlichen Kindergärten und Horte.
Als der Senat drei Tage vor Weihnachten den Einstellungsstopp bekanntgegeben hatte, waren die Personalräte noch davon ausgegangen, daß der KTH-Bereich spätestens bei der Senatssitzung am 14.1. von der Entscheidung ausgenommen werden würde. So lange wollten die Personalräte stillhalten. Nun ist aber die Entscheidung des Senats auf den St. Nimmerleins-Tag verschoben und Hans-Christoph Hoppensack, Staatsrat bei der Sozialsenatorin, hat mitgeteilt, daß jede Stellenbesetzung durch die Haushaltsdeputation abgesegnet werden müßte.
„Das wäre eine Katastrophe“, so die Personalrätin Jutta Mau. „KTHs sind ein Bereich mit überdurchschnittlich hoher Fluktuation und einem großen Anteil befristeter Stellen. Die Kinder, die bei uns ohne Betreuung vor der Tür stehen, können nicht auf die Haushaltsdeputation warten.“
Allein im Januar bleiben 13 ErzieherInnenstellen unbesetzt. Der Normalbetrieb ist oft nur noch mit Überstunden und dem massiven Einsatz der ErzieherIn
Bald wieder viel Zeit nach dem Kindergarten-StreßFoto: Jörg Oberheide
nen zu halten, die als Springkräfte eigentlich nur in Krankheitsfällen Gruppen übernehmen sollen.
Ähnlich dramatisch sieht es bei den Reinigungs- und Küchenkräften aus. In den 19 Bremen-Norder KTHs sind 250 Stunden in diesem Bereich unbesetzt. Im KTH Engadiner Straße in Osterholz-Tenever ist angesichts eines im Stundenbudget halbierten Putzdienstes die Reinigung völlig zusammengebrochen. Am vergangenen Donnerstag mußten die Kinder bis auf eine kleine Notdienst
hier bitte die Kids
-Gruppe zuhause bleiben, am Freitag noch einmal die Hälfte aller Kids, damit das KTH gründlich saubergemacht werden konnte. „Angesichts dieser Situation ist es eine Farce, die Eltern zu mehr Mitarbeit und Eigeninitiative aufzufordern. Damit sollen die Löcher im Tagesbetrieb gestopft werden, die der Senat mit seinen Beschlüssen reißt“, erklärte Cornelius Kopf. „Es geht nicht, vor der Wahl alle möglichen Versprechungen zu machen und danach nichts mehr davon
wissen zu wollen. Wir werden den KollegInnen raten, keine Überstunden mehr zu machen. Eltern und ErzieherInnen gemeinsam müssen den Senat mächtig unter Druck setzen“, kündigte er an. In den Koalitionsvereinbarungen heißt es unter dem Punkt Betreuungsplätze für 3 bis 6jährige Kinder: „Das vorhandene Angebot ist schrittweise (...) zu einem 90-Prozent-Angebot für die Altersgruppe auszubauen ... bis 1995 um knapp 3000 Plätze.“ Jochen Grabler
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