: Brisante Schmuggelware in Schweden
Zwei Kilogramm Rotes Quecksilber beschlagnahmt/ Notwendig für Produktion von Atomwaffen ■ Aus Stockholm R. Wolff
Ein Zufallsfund der schwedischen Polizei hat Befürchtungen geweckt, daß das Land ein Glied in einer Schmuggelverbindung zwischen Staaten der ehemaligen Sowjetunion und dem Nahen Osten ist. Auf der Suche nach geschmuggeltem Benzin war die Polizei bereits Ende des letzten Jahres in einer Wohnung in einem Stockholmer Vorort auf zwei Kilo rotes Quecksilber gestoßen. Bei dem Inhaber der Wohnung, einem gebürtigen Ungarn, wurden außerdem Papiere gefunden, aus denen hervorging, daß der Mann das Quecksilber für 800.000 Dollar an eine Person in Genf weiterverkaufen wollte. Ein brisanter Fund, denn das Metall wird für die Herstellung von Atomwaffen und Raketensystemen benötigt.
Der Fund wurde erst jetzt von der Polizei bekanntgegeben, nachdem sich ein Zusammenhang zu der Beschlagnahme von Material für Atombomben in Italien und der Schweiz in den letzten Wochen aufdrängte. Die gefundene Quecksilbermenge entspricht exakt der Partie, die vorletzte Woche in Mailand von der Polizei beschlagnahmt worden war. Drei Ungarn und ein Österreicher wurden verhaftet. Der Kaufpreis, der für das Quecksilber gezahlt werden sollte, entsprach ebenfalls genau den Angaben der in Schweden gefundenen Papiere: 800.000 Dollar.
Beide Sendungen stammen, wie sich mittlerweile herausstellte, aus dem sibirischen Irkutsk.
In Mailand waren von der Polizei auch die Kaufinteressenten für das Quecksilber in einem Hotel verhaftet worden: zwei Amerikaner und ein Italiener. Ein US-Bürger, der entkommen konnte, steht im Verdacht, an einem Uranschmuggel beteiligt zu sein, der vergangenen November in Zürich platzte. Hier waren dreißig Kilogramm Uran im Kofferraum eines Autos gefunden worden, das dem Generalkonsulat von Honduras in Zürich gehörte.
Sieben Personen wurden verhaftet und warten nun auf ihren Prozeß. Unter den Festgenommenen befindet sich ein Italiener, der nach Angaben der italienischen Polizei vor Monaten versuchte, rotes Quecksilber an zwei Agenten des israelischen Geheimdienstes Mossad zu verkaufen.
Die schwedische Polizei befürchtet nun angesichts dieser Querverbindungen, daß das Land bei dem Transit von Material für den Bau von Atomwaffen möglicherweise bereits eine zentrale Rolle spielt. Tips in diese Richtung hat der schwedische Geheimdienst angeblich auch von dem britischen Geheimdienst MI 5 und aus der Tschechoslowakei erhalten. In der schwedischen Presse werden auch US-Kerntechniker zitiert, wonach die Schmuggelware, also das rote Quecksilber, „anwendbar sei beim Atombombenbau“, ohne daß jedoch eine nähere Erläuterung gegeben wird. „Da baut sich eine Drohung auf“, so Schwedens oberster Zollchef Hans Jonsson, „auf die wir uns noch gar nicht eingestellt haben. Vielleicht ist unser Land gerade deshalb so interessant.“
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