: 1.200 Mark für Beißtölen
■ Bremerhaven macht ernst und dreht den Steuerhahn auf
Halter von Kampfhunden werden in Bremerhaven stärker zur Kasse gebeten. Anstelle von bisher 150 Mark müssen sie jetzt jährlich 1.200 Mark Hundesteuer bezahlen. Etwa zehn Bürgern wurden gestern entsprechende Bescheide zugeschickt. Die neue Verordnung, die außerdem das Führen der vierbeinigen Monster an kurzer Leine und einen beißsicheren Maulkorb vorschreibt (für die Tiere, nicht für die Halter), wurde nach Verabschiedung im Stadtparlament mit Wirkung vom 1. Januar in Kraft gesetzt. Bremerhaven ist damit nach Angaben von Magistratsprecher Volker Heigenmooser die erste deutsche Stadt, die das Halten von Kampfhunden in ihrer Steuersatzung berücksichtigt.
Bisher gab es nach Auskunft der Polizeibehörde zwar noch keine ernsthaften Unfälle mit einem Bull- oder Pitbullterrier, mit Mastino/Neapolitano, Filabrasil und Dog Argentino oder anderen Vertretern der nach den englischen Fighting Dogs“ benannten Rassen. Die Stadtverwaltung wolle aber vorbeugen, begründet Heigenmooser.
Gemeckert wird auch schon. Die Steuer sei der falsche Weg, protestiert Bärbel Lohmann aus Paderborn, die als Mitglied der Tierlobby e.V. (Bielefeld) sogenannte Kampfhunde betreut und mißbrauchte Tiere resozialisiert. „Es liegt immer an Halter: Die Bestie ist der Mensch, nicht das Tier“, sagt sie. Der Leiter des Bremerhavener Tierheims, Oliver Beetz, fordert statt Diskriminierung einer Hunderasse einen Hunde- Führerschein oder ein polizeiliches Hunde-Führungszeugnis.
Bullterrier-Halter Andy Timmler lehnt die Steuererhöhung strikt ab. Für die Leute im „Milieu“, die die Hunde als Waffe mißbrauchten, bewirke eine hohe Steuer eher das Gegenteil und mache den Dobermann zum Prestigeobjekt. Außerdem verstoße die neue Steuersatzung gegen den Grundsatz „gleiches Recht für alle“. Deshalb wolle er auch dagegen klagen. Die Klageschrift gehe umgehend ans Gericht, kündigt der Friseur an. Hagen Haastert
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