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Volksverdummung

■ "Die Katastrophe nach der Katastrophe verhindern", taz vom 13.1.92

betr.: »Die Katastrophe nach der Katastrophe verhindern« (Katastrophenübung auf dem Flughafen Tempelhof), taz vom 13.1.92

Wir finden es besorgniserregend, daß auch Ihre kritischen Journalisten es offensichtlich normal finden, daß eine Katastrophenübung auf einem Flughafen stattfindet, ohne daß die Bevölkerung, wenigstens die unmittelbar benachbarte, vorher über die Aktion informiert wurde. Die Überlegung, daß die Anlieger des eventuellen Katastrophengebietes als eventuell Betroffene einbezogen werden müßten, scheint der BFG, wie auch den Rettungsdiensten, völlig fernzuliegen.

Die Möglichkeit, daß Anwohner in einem Inferno umkommen könnten, wird plan- und tatenlos in Kauf genommen. Die Abstürze der letzten vier Wochen, in deren Zusammenhang die Steigphase als besonders gefährlich bezeichnet wurde, lassen uns Anwohner bei jedem unerlaubt niedrigen An- oder Abflug, bei jedem Verfehlen der Einflugschneise hochschrecken.

Flughäfen mitten in bewohntem Gebiet sind und bleiben eine Gefährdung biologischer Gesundheit und eine permanente Bedrohung von Leib und Leben der Anwohner, die weder aktiv gegensteuern noch Anklage erheben können. Sie sind schutzlos und machtlos Ausgelieferte, um die sich im Ernstfall weder die Flughafenfeuerwehr noch die BFG-Ärzte kümmern würden.

Der giftige Qualm, der nach Neukölln und Treptow geweht wurde, legte für einige Zeit den Verkehr im Bereich Gradestraße lahm. Diese Behinderung wurde im Verkehrsfunk als normaler Feuerwehreinsatz deklariert.

Das ist wieder einmal eine Verschleierungstaktik, die unter den Alliierten üblich war. Warum machen öffentlich-rechtliche Informanten bei dieser Art Volksverdummung mit? Anne Schmidt,

Bürgerinitiative Flughafen Tempelhof

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