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Gorbatschow war kein Putschist

Moskau (dpa) — Der frühere sowjetische Präsident Michail Gorbatschow war in keiner Form am August-Putsch beteiligt. Das sind die neuesten Erkenntnisse der russischen Staatsanwaltschaft. Allerdings räumten sie Anfang der Woche ein: Die Verschwörer hätten offensichtlich auf die Unterstützung Gorbatschows gezählt. Einige der Angeklagten beharrten derweil darauf, daß Gorbatschow ihnen zumindest indirekt grünes Licht für ihre Aktion gegeben habe. Gorbatschows langjähriger Umgang mit den Verschwörern sowie „einige Besonderheiten seines Charakters haben die Putschisten annehmen lassen, daß sie ihn über kurz oder lang auf ihre Seite bringen würden“, sagte Lissow. Bei den Angeklagten wurden mehr als 100 verschiedene Dokumente gefunden, die nach der Machtergreifung umgesetzt werden sollten. So sei vorgesehen gewesen, während des Ausnahmezustandes standrechtliche Erschießungen zu erlauben. Der Prozeßbeginn sei noch nicht abzusehen. Ob die Verhandlungen öffentlich seien, hänge vom Vorsitzenden Richter ab, so Lissow weiter. Zu den Angeklagten, die am 19. August 1991 Gorbatschow stürzen wollten, gehören der frühere sowjetische Vizepräsident Gennadi Janajew, Ex- Verteidigungsminister Dmitri Jasow und Ex-KGB-Chef Wladimir Krjutschkow. Alle streiten nach den Worten Lissows die Vorwürfe ab. Die Putschisten erwarteten nunmehr eine Anklage wegen Verschwörung, sagte Lissow. Darauf steht in Rußland im schlimmsten Fall die Todesstrafe.

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