Unterm Strich

Der Berliner Kanzleramtsneubau bedeutet den Abschied vom Entwurf des Deutschen Historischen Museums. Das entschied die Bundesregierung am Donnerstag. Demnach hat Bundeskanzler Kohl den symbolischen Grundstein für das Deutsche Geschichtsmuseum nahe der Moltkebrücke am Spreebogen im Oktober 1987 völlig umsonst gelegt, denn das Museum wird jetzt im Zeughaus Unter den Linden seinen Platz finden. Damit wurde die überaus großzügige Planung des Mailänder Architekten Aldo Rossi ebenfalls zu den Akten gelegt. Das Museum ist der dritte Großbau eines von Kanzler Kohl initiierten und umstrittenen Kulturprojektes, zu dem ferner die Bundeskunsthalle sowie das „Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland“ in Bonn gehören. Die Bundeskunsthalle soll, wie gestern gemeldet, am 17. Juni eröffnet werden. Im Zeughaus stehen nur etwa 6.000 Quadratmeter zur Verfügung, während im Rossi-Bau 21.000 Quadratmeter vorgesehen waren. Deshalb wird geplant, bei der Generalsanierung des Zeughauses alle Möglichkeiten zur Flächengewinnung auszuschöpfen, zum Beispiel durch die Überdachung des Innenhofes.

Das Prinzip Thonet wird vom 30. Januar bis zum 29. März im Moskauer Museum für Angewandte Kunst in Zusammenarbeit mit dem Germanischen Nationalmuseum Nürnberg ausgestellt. Hinter diesem Prinzip verbergen sich Stühle aus Holz und Stahl, die keine Ecken kennen, erfunden von den Brüdern Thonet. Sollten Sie demnächst in Moskau vorbeikommen: Das Museum ist in der Delegatskaja-Straße 3. zu finden.

Bei uns ist die Kunst Denkstoff, Lernstoff, Kampfmittel“ diesen gedankenschweren Satz von Hanns Eisler kürten die Veranstalter der „Autonomen Ruhrfestspiele“ in Gelsenkirchen zu ihrem Motto. Hehrere Ansprüche sind's, die da auf Bühnen und Nichtbühnen in der „KAUE“ ihre Wirkung zeigen sollen. In den Zeiten der verlorenen Perspektiven und Utopien sollen die „atomisierten Bewegungsreste“ in „Schwingung“ versetzt werden. So ist es dem Programm zu entnehmen. Kritisiert wird die einmal als Gegenkultur verstandene ästhetische Verarbeitung gesellschaftlicher Widersprüche, die sich zur unterhaltsamen Beschäftigung verflacht habe. Auf dem autonomen Festival vom 25. Januar bis 8. Februar will man sich gegen diese Verflachung mit Musik, Austellungen, Diaperformances, Vorträgen und Theater wenden. Hier einige herausragende Termine: Phantoms of Future (skurrile Rock- Oper) und Carnival of Souls (laut Programm eine virtuose Instrumentalorgie; beides heute um 20 Uhr zu sehen), Kunst als Widerstand (Plakatausstellung, Eröffnung am So., 26.1.), Ästhetik und Widerstand (Diaperformance, 27.1.), Was kommt nach dem rassistischen Herbst? (Diskussion über den radikalen Antifaschismus, 1.2.), Heiter bis wolkig (Kabarett, 4.2.) und Wem gehören die Stadien? (Vortrag und Diskussion über Hooligans mit dem Politologen und Fußballexperten Dietrich Schulze-Mameling, 6.2.). Näheres in der KAUE, Wilhelminenstraße 174, Gelsenkirchen, Tel.: 0209/499583 oder 598765.