: Ist Handball Krieg?
■ „Ein dicker Hund!“ / Hastedts Trainer Jörn Franke über den Spruch eines Frankfurter Kreiswehrersatzamtes
Jörn Franke beim Spiel gegen SchwedtFoto: Holzapfel
Handball ist echter Krieg. Diesen Standpunkt vertrat jüngst der Ausschuß für Kriegsdienstverweigerung beim Kreiswehr-Ersatzamt in Frankfurt/Main. Ein 21jähriger Jugend-Handballtrainer wollte den Kriegsdienst verweigern. Der Ausschuß befand dagegen: Wer schon Kindern die „Kampftechniken“ des härtesten Mannschaftssportes beibringt, muß unbedingt
hierhin bitte
das Foto von dem
Glatzkopf
mit gestrecktem Arm
zur Bundeswehr. Einen Gewissenskonflikt beim Dienst an der Waffe könne so einer nicht glaubhaft machen. Handballtrainer Jörn Franke (33) vom TSV Hastedt erzählte der taz, was er davon hält.
taz: Herr Franke, sind Sie Hastedts heimlicher Kriegsminister?
Jörn Franke: Das war wohl der dickste Hund, von dem ich je gehört habe, also das ist wirklich ein Ding. Es gibt natürlich in unserem Sport Begriffe, die auch im Krieg angewendet werden. Angreifen, schlagen, verteidigen und so weiter, aber die gibt es in jeder Mannschaftssportart.
Aber Handball ist definitiv der härteste Teamsport. Das Beispiel des querschnittsgelähmten Joachim Deckarm haben noch alle in Erinnerung.
Handball ist ein Sport mit Körperkontakt. Die Härte hängt auch von den Schiedsrichtern ab. Manche Mannschaften können sich Fouls leisten, die sofort abgepfiffen gehörten. Das ist auch eine Frage der Liga, in der man spielt. Beim Frauenhandball und bei den Jugendlichen ist es noch einmal anders. Hier geht es lange nicht so zur Sache wie bei den Männern.
Ist es Aufgabe eines Teams, den Gegner zu vernichten?
Der Sport hat eindeutig eine soziale Aufgabe, dazu gehört auch, Aggressionen abzubauen. Wenn mich nicht alles täuscht, gibt es schon ein Urteil, daß Kampfsportarten wie Karate oder Taekwon-Do nicht als Begründung für eine Ablehnung als Kriegsdienstverweigerer angeführt werden dürfen. Diese Entscheidung aus Frankfurt ist absoluter Unsinn.
Waren Sie bei der Bundeswehr?
Nein, ich bin da irgendwie herumgekommen. Als ich dran war, da bekam ich gerade ein Stipendium und wurde zurückgestellt. Später bin ich dann mit Tauglichkeitsgruppe 5 ausgemustert worden. Fragen: mad
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen