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Ganz schön abgespult

■ Werbeclips abendfüllend: die „Cannes-Rolle 91“

So aufregend wie bei den ersten „Cannes-Rollen“ ging es an diesem Wochenende im Europa nicht mehr zu. In der Hochschule für Künste scheint der Besuch immer noch Pflicht zu sein, aber die sieben Vorstellungen waren nicht mehr ganz ausverkauft, und das Publikum war nicht mehr so apart gestylt wie früher. Statt dessen mußte man jetzt den Einführungsvortrag eines Werbejünglings über sich ergehen lassen. Leider ist auch die Rolle selber viel ordentlicher geworden.

Früher wurden uns in mehr als zweieinhalb Stunden unzählige Werbeclips um Augen und Ohren geknallt. Sicher viel zu viel, aber der Überfluß hatte seinen Reiz: Hinterher wankte man vollgestopft aus dem Kino heraus. Jetzt gibt es hundert Clips, und dann ist Schluß. An den Anfang wurde sogar noch ein langweiliger Film geklebt, der Cannes, die Jury, die Preise zeigte und erklärte.

Die Clips selber waren auf dem gleichen hohen Niveau wie in den letzten Rollen; und die mit den überraschendsten Pointen wurden wieder gebührend beklatscht. Statt der knallharten Anti-Aids- Kampagnenfilme werden in diesem Jahr Unfälle gezeigt, die Japaner oder Amerikaner per Magenumdrehen davon abhalten sollen, zu schnell oder betrunken Auto zu fahren. Einer der witzigsten Clips zeigte, wie eine Kuh in einem Fitneß-Center durch alle Trimmgeräte gejagt wurde. Nur damit sie fettarme Milch produziert. Wilfried Hippen

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