Von Krummstäben und Faltenröcken

■ Im Lokalderby der Hockey-Frauen schwangen die souveränen Spitzenreiterinnen vom BHC wie gewohnt den Holzstock und schlugen den abstiegsgefährdeten SCB mit 11:3

Charlottenburg. »Kommt, daß wir ganz sicher gehen, gewinnen wir heute halt!« motivierte der Trainer des Berliner HC, Frank Hänel, seine Hockeydamen. Denn die dominieren die Bundesligagruppe Nord nach 11 Spieltagen souverän. Ganz andere Gedanken hatte dagegen sein Kollege Guido Kottmann vom SC Brandenburg. Seine Mannschaft ist mittendrin im Abstiegskampf, denn der fünfmalige Deutsche Meister und Europacup-Sieger der Landesmeister 1990 mußte in dieser Saison gleich auf vier Stammspielerinnen verzichten; Silke Wehrmeister, die beste Torschützin, wechselte gar zum Rivalen BHC.

Beate Franz, die erst 16jährige Torhüterin der Brandenburgerinnen, konnte denn auch nur vier Minuten torlos überstehen, bis zum 2:2 in der 11. Minute hielten ihre Teamkolleginnen dem Druck der Berlinerinnen allerdings stand. Die nächsten 10 Minuten dominierten die Tabellenführerinnen das Spiel wieder, beim SCB verhedderte man sich heillos im Mittelfeld und lag schnell mit 2:5 hinten. Trainer Kottmann gab auch stimmlich sein Bestes: »Nicht so kompliziert.« Das Publikum unterstützte ihn nach Kräften: »Hört ihr denn nicht zu? Der Trainer ruft.« Allein, es war vergebens.

Auch nach der Pause gelang zunächst nichts, Anke Wild, die Nationalspielerin, konnte gleich eine Minute nach Wiederanpfiff zum 2:6 erhöhen, schmerzverzerrte Gesichter im Publikum waren die Folge, leise und schicksalsergeben murmelte man: »Und noch einer.« Auch der Treffer zum 3:6 von Christine Wichmann hatte keine spielverbessernde Wirkung auf die SCB-Damen, die Berlinerinnen hingegen strengten sich nicht mehr groß an und schossen nur noch ins Tor, wenn es gar nicht mehr anders ging. Der Treffer zum 3:11 Endstand wurde gar von der Brandenburger Torfrau selbst in den Kasten expediert.

Dabei war gegenüber dem Hinspiel doch eine deutliche Ergebnisverbesserung zu verzeichnen, denn das gewannen die Berlinerinnen noch mit 17:1. Die 200 Zuschauer werden sich mit diesem Gedanken allerdings nicht getröstet haben. Der Brandenburger Trainer nahm die Niederlage gelassen: »Wir wußten schon vorher, daß das Spiel nicht zu gewinnen ist, aber daß wir gleich die Tore verschenken? Die brauchten ja noch nicht mal ihre Spitzenspielerinnen einzuwechseln...«

Drei Auswärtsspiele stehen seiner Mannschaft noch bevor, davon zwei bei direkten Konkurrenten im Abstiegskampf. Kottmann ist ziemlich sicher, am Ende den Klassenerhalt zu schaffen. Frank Hänel, Trainer der mit einer erstaunlichen Tordifferenz von 155:42 die Tabelle anführenden Berlinerinnen, die überdies noch kein Spiel verloren haben, überraschte der Sieg naturgemäß nicht: »Die einzige Gefahr, die bestand, war irgendeine Verletzung.« Der gefährlich ausschauende Sturz seiner Spielerin von Waldow über die heimtückische Bande hatte aber keine ernsten Folgen. Abschließend geklärt werden konnte noch die Frage nach dem Faltenrock: »Müssen die Frauen dieses scheußliche Blähdingens anziehen oder nicht?« Sie müssen nicht, aber sie wollen. Unbedingt. Elke Wittich