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DIE FÜNFTE GEWALT - WEGE DURCH DEN MEDIENDSCHUNGEL: Capital/Marie Claire/Spiegel

Johannes Gross ist Herausgeber des Gruner&Jahr-Wirtschaftsmagazins Capital. Herausgeber, das wissen wir seit dem Abgang des ehemaligen Herausgebers der Gruner&Jahr- Illustrierten 'Stern‘, Henri Nannen, sind „Grüß-Auguste“ der Redaktionen, was einen Gerne-Gross, der allerlei zu kompensieren hat, aber noch lange nicht auszufüllen weiß. Also übt der sich (und er übt schon lange) in seinen monatlichen Kolumnen als Feldmarschall der reaktionären Ideologie-Schlachten und sucht, auch weiterhin in einer mehr virtuellen Realität, nach „dem Erreichen des letzten nationalen Ziels unserer Geschichte“ nach Neuem — die Ostgebiete? „Selbst da, wo Lebensinteressen Deutschlands betroffen sind, lehnen wir es ab, politisch zu handeln oder auch nur nachzudenken.

Mit dem Nachdenken hat's Bruder Johannes nicht so, aber wenn jemand, hier: Möllemann, handelt, dann muß unser Capitalist ihn gegen ungerechtfertigte Angriffe schützen: „Die Diktatur Fidel Castros ist zum beliebten Ausflugsort deutscher Politiker geworden, China hingegen werden die Ausschreitungen am Platz des Himmlischen Friedens ewig vorgehalten.“ Aber in beiden Ländern regieren doch die Kommis? Wenn's um Geschäfte geht, dann greift ein Schreibtischtätiger schon mal in die Hose, packt den Griffel und vollführt den Eiertanz.

Auch Angelika Jahr ist, familienmäßig, dem obigen Hamburger Verlag verbunden — und auch sie ist nicht ausgefüllt.

Also jobbt sie, nebenbei, als Herausgeberin von marie claire, einer Frauenzeitschrift für das abgehobene Marktsegment. Bevor Schleimiges über „Die größten Love-Storys — die falsche Pluralbildung ist das Ergebnis eines falschen Deutsch- Duden-Eintrages, aber manche lernen Französisch auch durch die Beaujolais-Etiketten — und Dämliches über den neuen „Wallstreet: Treffpunkt Recession Cafe“ abgesondert wird, ergreift die alte Mutter noch einmal das Wort: „Es stand in der FAZ:“ — dahinter steckt immer ein ondulierter Kopf — „...Bundestag und Bundesregierung wollen mit einer Gesetzesänderung Prügel und Ohrfeigen verbieten.“ Und dagegen ist Angelika, denn „Liebe per Gesetz“ funktioniert doch genausowenig, so Frau Jahrs klarer Argumentations-Strang, wie das gesetzliche Abtreibungsverbot. Mein Alternativ- Vorschlag: Prügel-Gebot gegen Verantwortliche von medialen Aborten.

Der Spiegel (Sie ahnen: Der obige Verlag ist beteiligt — mit einem Viertel) weiß diesmal taz-Internes schneller als der gemeine tazzler. Das ist unschön und läßt insofern den Schluß zu, daß 47jährige Mitbegründer der „Bewegung 2. Juni“ ihre Schmutzgeschichten lieber beim Bürgerblättchen und dessen TV- Ausgabe (Gegendarstellungs-Prophylaxe: Selbstverständlich geben die nie und nimmer Geld für Informanten aus, auspacken tun die, selbstverständlich, immer umsonst) als beim ehemals eigenen Blatt ihre schmutzige Wäsche zum Trocknen hängen — Motto der Meyer/'Spiegel‘-Connection: Wasch mich, aber mach mir den Pelz nicht naß. Nun wird nicht jeder, und auch die taz nicht, schon befeuchtet, wenn der 'Spiegel‘ spritzen möchte. Manchmal kommt auch nur heiße Luft.

Steinbach irritiert: Ob der konkret-Gremlitza immer noch die Listen mit den journalistischen BND- Mitgliedern hat, die auch beim 'Spiegel‘ arbeiten sollen? Oder auch nur Stasi-Fälschung?

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