: Rehabilitierung Slanskys wurde von der KPI wegen Wahl verschoben
Rom (afp) — Palmiro Togliatti, Führer der Kommunistischen Partei Italiens (KPI) von 1922 bis 1964, hat im April 1963 die KP der Tschechoslowakei gebeten, wegen der Wahlen in Italien die Rehabilitierung Slanskys aufzuschieben. Diese Bitte Togliattis steht in einem bisher unbekannten Brief, den die Agentur 'adn Kronos‘, die der Sozialistischen Partei Italiens nahesteht, am Sonntag veröffentlichte.
Rudolf Slansky war von 1945 bis 1951 Parteisekretär der tschechoslowakischen Kommunisten und wurde am 3.Dezember 1952 gehängt. Die Kommunisten hatten ihn beschuldigt, ein Spion des Imperialismus und Titos zu sein. Im Frühjahr 1963 beschloß die tschechoslowakische KP, Slansky zu rehabilitieren. Togliatti bat daraufhin den Parteichef der KPC, Antonin Novotny, in einem Brief, die Rehabilitierung aufzuschieben: „Wir haben am 28. und 29.April politische Wahlen, der Wahlkampf ist dieses Mal sehr schwierig.
Die Rehabilitation Slanskys wenige Tage vor den Wahlen könnte zu einer Kampagne gegen uns führen.“ Die tschechoslowakische KP entsprach der Bitte Togliattis, und die Rehabilitierung Slanskys in Prag erfolgte nicht wie geplant am 3.April, sondern erst im August 1963, berichtete 'adn Kronos‘.
Palmiro Togliatti, der als Initiator des „Sozialistischen Weges in Italien“ galt, hatte 1952 nicht gezögert, die Verurteilung Slanskys in einer Kolumne der KPI-Zeitschrift 'Rinascita‘ ganz offen zu begrüßen: „Zehn Millionen Dollar zahlen die Amerikaner jährlich aus ihrem Budget, um Tito und Slansky zu kaufen, und mit ihrer Hilfe und den amerikanischen Divisionen einen konterrevolutionären Staatsstreich durchzuführen.“
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