: Japan: Schutzzölle statt Importverbot
■ Regierung zur Öffnung des Reismarktes bereit/ Neue Chancen für Genfer Gatt-Verhandlungen
Tokio (dpa/vwd) — Die japanische Regierung ist offenbar bereit, das Importverbot für Reis aufzuheben, um den Weg für ein neues Welthandelsabkommen freizumachen. Wie japanische Zeitungen gestern unter Berufung auf Regierungskreise berichteten, habe sich Ministerpräsident Kiichi Miyazawa entschieden, die bei den Gatt-Verhandlungen in Genf vorgeschlagene Einführung von Schutzzöllen für bestimmte Güter zu akzeptieren. Auch das Landwirtschaftsministerium in Tokio, das die Einfuhr von ausländischem Reis bisher kategorisch abgelehnt hat, erklärte, es prüfe jetzt eine Änderung des Importverbots.
Bei einer Wahlveranstaltung in Kasihara bei Osaka sagte Miyazawa am Samstag, die Regierung werde ihre endgültige Entscheidung Ende Februar bekanntgeben. Zuvor wolle Japan die Agrargespräche zwischen der EG und den USA abwarten.
Der Leiter der Gatt-Gespräche, Arthur Dunkel, hat alle Teilnehmer- Staaten der Uruguay-Runde aufgefordert, bis zum 1.März eine Liste der jeweils angestrebten Schutzzölle vorzulegen. Dunkel hatte Japan einen besonders hohen Tarif in Aussicht gestellt, um der Industriemacht die umstrittene Öffnung des Reismarktes zu erleichtern. Mit einem jährlichen Pro-Kopf-Verbrauch von 70 Kilogramm zählen die JapanerInnen zu den größten Reis-Konsumenten der Welt. Um bei dem Grundnahrungsmittel von Importen unabhängig zu bleiben, nehmen die Japaner hohe Subventionen für die Landwirte und weit über dem Weltmarktniveau liegende Preise in Kauf. Nach Japans Kompromißbereitschaft hängt der Erfolg der Gatt-Verhandlungen nun an der EG, die bisher starr an ihren Agrarsubventionen festhält.
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