: Gesucht wird: Ein Ministerpräsident
■ Heute soll über Duchac-Nachfolge in Thüringen entschieden werden/ Mißtrauensantrag der Opposition
Erfurt (dpa/taz) — Noch gibt es keinen konsensfähigen Kandidaten für die Nachfolge des am Donnerstag abend überraschend zurückgetretenen Ministerpräsidenten von Thüringen, Josef Duchac (CDU), doch an diesem Montag soll er aus dem Hut gezaubert werden. Auch am Wochenende war noch völlig unklar, ob es zu einer angeblich vom Wähler gewünschten „Thüringer Lösung“ kommen wird, oder ob auch in diesem neuen Bundesland ein „Westimport“ das Rennen machen wird.
Heute vormittag wollen sich der thüringische Innenminister Willibald Böck (CDU) und der CDU- Fraktionsvorsitzende im Erfurter Landtag, Jörg Schwäblein, zunächst in Bonn mit dem CDU-Bundesvorsitzenden Helmut Kohl und Generalsekretär Volker Rühe, treffen, um dann am Abend im Erfurter Landesvorstand einen endgültigen Personalvorschlag vorzulegen.
Am Wochenende hatte die Partei mit eventuellen Kandidaten aus Thüringen, den anderen neuen Bundesländern und Westdeutschland verhandelt, nachdem Sitzungen des Präsidiums der Landes-CDU und der Landtagsfraktion ergebnislos geblieben waren.
Im Gespräch waren auch am Wochenende noch der frühere Innenminister aus Rheinland-Pfalz, Rudi Geil, sowie der Direktor der Konrad- Adenauer-Stiftung und frühere Regierungschef von Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel (beide CDU). Die thüringische Kultusministerin Christine Lieberknecht winkte dagegen ab. Zuvor hatten Bundesumweltminister Klaus Töpfer und der Thüringer Justizminister Hans-Joachim Jentsch (beide CDU) eine Kandidatur abgelehnt.
Kritik an dem Stil der Duchac-Ablösung übte der stellvertretende SPD-Bundesvorsitzende Wolfgang Thierse. In diesem Fall sei die Vergangenheit zum Instrument parteiinterner Interessen gemacht worden. Es sei das Ziel gewesen, einen Ministerpräsidenten loszuwerden, mit dem die nächsten Wahlen nicht gewonnen werden könnten, sagte er in einem Zeitungsinterview am Sonntag. „Das ist genau der Umgang, den ich für politisch unanständig halte.“
Die oppositionelle SPD kündigte einen Mißtrauensantrag für die nächste Landtagssitzung am 5. Februar an. Sie wollten damit einem möglichen „Westimport“ für das Ministerpräsidentenamt zuvorkommen, sagte SPD-Fraktionschef Gerd Schuchardt. Ziel seien Neuwahlen.
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