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Zwischen Kooperation und Konkurrenz

■ Gipfeltreffen der südostasiatischen Staaten (ASEAN) in Singapur/ Nach dem Ende des kalten Krieges stehen wirtschaftliche Integration und neue Definition der Sicherheitsinteressen auf dem Programm

Berlin (taz) — Um sich in einer Welt zu behaupten, die zwar den Krieg als Instrument der Politik ablehnt, aber wirtschaftliche Ausgrenzung und Zermürbung als neue Verteidigungsstrategie einführe, so erklärte die philippinische Präsidentin Corazon Aquino, müßten die Staaten Südostasiens ihre wirtschaftliche Integration verstärken. Eine verbesserte ökonomische Zusammenarbeit und eine neue Definition der Sicherheitsinteressen der südostasiatischen Staaten im Pazifik sind denn auch die beiden wichtigsten Diskussionsthemen beim Gipfeltreffen der Mitglieder der südostasiatischen Staatengemeinschaft ASEAN, das gestern in Singapur begann.

Die Philippinen gehören mit Thailand, Singapur, Indonesien und Malaysia zu den Begründern der ASEAN vor 25 Jahren, zu denen Brunei später als sechstes Mitgliedsland hinzustieß. Nach dem Ende des kalten Krieges und der Regelung des Kambodscha-Konfliktes — vorausgesetzt, der Friedensprozeß läßt sich durchhalten — stehen die Mitgliedsländer nun vor der Frage, ob und wie sie sich auf eine gemeinsame Haltung angesichts der Neuen Weltordung einigen können.

Wie es in Singapur heißt, will die ASEAN „neue Gebiete der Zusammenarbeit in Sicherheitsfragen suchen“ und beginnen, ein neues Verhältnis zu Vietnam, Kambodscha und Laos zu erarbeiten. Vietnam und Laos haben beantragt, als assoziierte Mitglieder aufgenommen zu werden, für Kambodscha wird dies nach den Wahlen 1993 erwartet. Angestrebt ist die Ausweitung auf 10 Mitglieder — einschließlich Birmas.

Die Außenminister empfahlen darüber hinaus, die Diskussionen mit den wichtigsten Staaten der pazifischen Großregion, insbesondere den USA, Japan, Kanada, Südkorea, Australien und Neuseeland zu verstärken. Angesichts einer möglicherweise wachsenden militärischen Rolle Japans, Indiens und Chinas in der Region sind auch die Differenzen zwischen den ASEAN-Staaten in bezug auf ihre Konzepte der Sicherheitspolitik etwas in den Hintergrund getreten. Vor allem Indonesien und Malaysia, Verfechter der Blockfreiheit, beginnen sich mit der Tatsache abzufinden, daß Singapur nach dem Abzug der USA aus den Philippinen als logistischer Stützpunkt für die US-Militärpräsenz im Pazifik einspringt.

Mit einer Gesamtbevölkerung von 330 Millionen und einem durchschnittlichen Wirtschaftswachstum von acht Prozent in den vergangenen Jahren gilt die ASEAN — die Philippinen ausgenommen — in vielen Ländern der Dritten Welt als Modell für „schnelle und erfolgreiche Entwicklung“, das insbesondere japanische, südkoreanische und taiwanesische Investoren anzieht.

Die angestrebte wirtschaftliche Integration will jedoch nur langsam und zögerlich vorankommen — der Plan für den Aufbau einer ASEAN- Freihandelszone, der in Singapur auf dem Tisch liegt, soll in 15 Jahren realisiert werden. Damit will die ASEAN dem EG-Binnenmarkt und einer angestrebten Freihandelszone zwischen Kanada, USA und Mexiko entgegentreten. Die Langfristigkeit des nun erwogenen Zeitraums verweist auf die zu erwartenden Schwierigkeiten bei der Umsetzung: Es handelt sich vorrangig um exportorientierte Ökonomien, die um dieselben Märkte konkurrieren, vor allem in den USA und Europa. Der Handel innerhalb der ASEAN umfaßt nur 20 Prozent ihrer Gesamtexporte.

Als erstes Zeichen haben sich Wirtschaftsminister vergangene Woche auf eine Senkung der Zölle ASEAN für 15 Warenkategorien, darunter Pharmazeutika, Gummiprodukte und Pflanzenöle, geeinigt. Jutta Lietsch

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