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„Potentiell konfliktträchtig“

■ „Kunsthaus“-Aktion auf der AG-Weser / Das alte Arbeiteramt: ein teurer Traum

Seit gestern lenkt ein Transparent am ehemaligen AG-Weser- Haupttor in Gröpelingen die Aufmerksamkeit von täglich 40.000 AutofahrerInnen auf sich: „Keine Kunst ohne Ateliers“ heißt es da auf der Wand des Ex-Betriebsratsgebäudes, das seit 10 Jahren leer steht. Aufgehängt haben es KünstlerInnen des „Bremer Atelier Vereins“, der es sich zum Ziel gesetzt hat, auf die Bremer Atelier-Misere hinzuweisen und für Abhilfe zu sorgen.

Das Gebäude, bis zur Pleite der „AG-Weser“ Arbeiteramt geheißen, ist Blickfang aus Richtung Gröpelingen. Kommt man näher, erkennt man schnell den desolaten Zustand des Gebäudes. Bis zum letzten Winter war es den rauhen Späßen Gröpelinger Kids zugänglich mit entsprechenden Folgen für Fenster und Bausubstanz. Die Nässe tat ihr übriges, so daß Renovierungs- und Umbaukosten mehrere Millionen betragen würden. Das hatten die Modernes-Betreiber vor einem Jahr ausgerechnet, als es um ein Kulturzentrum dortselbst ging (dann kam dasAstoria...).

Bei Glühwein und mit viel Medienresonanz bot der Atelierhaus- Verein am Donnerstag eine Begehung des Arbeiteramtes an. Von außen eher zweckorientiert, ist das Gebäude von innen, denkt man sich Schutt und Bruch weg, eine Offenbarung: Um einen großen Lichthof, der sein Licht durch eine zentrale Glaskuppel erhält, laufen auf vier Etagen Galerien, von denen aus die zahlreichen hohen Räume zugänglich sind. Der Stoff, aus dem „Kunsthaus“- Träume sind. Denn ein solches „professionell arbeitendes Gemeinschaftsatelier“ nach Art einer factory schwebt, wie „Atelierhaus“-Sprecher Reiner Kaminski sagt, der Initiative vor.

„In Bremen gibt es keinen Plan,“ entrüstet sich Hermann Stuzmann vom BBK-Vorstand. Das Haus gehört der stadteigenen Bremischen Gesellschaft, seit Jahren versucht man vergeblich, für das Arbeiteramt einen Käufer zu finden. Doch wegen der problematischen Geschoßhöhe und Raumaufteilung lauten die zwei kostenträchtigen Alternativen „Entkernen“ oder Abriß.

Da keinerlei Finanzierungskonzept in Sicht ist, hat die Kunst- Aktion eher symbolischen Charakter. Letztlich ist der Atelierhaus Verein scharf auf etwas kleinere Objekte auf dem Gelände: die sog. SI-Halle oder die Halle, in der noch die Fahrrad-Manufaktur arbeitet. Der hier zuständige Wirtschaftssenator mauert und hält hin. Mit einem Argument, das sich durch Öffentlichkeitsarbeit womöglich entkräften läßt: Ein Kunststandort AG-Weser sei „potentiell konffliktträchtig“. Bus

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