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Umweltkripo: Sämtliche Brunnen schließen

■ Berliner Müll gefährdet Trinkwasser von Neu Zittau, Wernsdorf und Gosen/ Umweltsenator will Umweltpolizei nicht glauben

Berlin/Fürstenwalde. Die Mülldeponie Wernsdorf, auf die seit 1960 Haus- und Industriemüll aus dem Ostteil Berlins gekippt wird, gefährdet das Trinkwasser mehrerer Gemeinden weit mehr als bisher angenommen. Nach einer gutachterlichen Stellungnahme der Berliner Umweltkripo »stellt die Deponie ein hohes Gefährdungspotential durch toxische und krebserzeugende Stoffe für die [in der Umgebung, Anm. d. Red.] lebenden Menschen und das dort befindliche Biotop dar«. Die Polizei zieht den Schluß, daß sämtliche Brunnen im unmittelbaren Einflußbereich des »Grundwasserabstroms« der Deponie geschlossen werden müßten — die Stellungnahme liegt der taz vor.

Betroffen von den Brunnenschließungen wären vor allem die Gemeinden Wernsdorf, Neu Zittau und Gosen, die direkt an der Berliner Stadtgrenze im Südosten liegen. Die Dörfer sind nicht an die öffentliche Wasserversorgung angeschlossen. Sie pumpen ihr Trinkwasser aus Einzelbrunnen. Bisher spielen Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) und Brandenburgs Umweltminister Matthias Platzeck (Bündnis 90) die Gefahr herunter. Platzecks Sprecher Florian Engels argumentierte, daß sich die Umweltkripo in ihrer Stellungnahme überwiegend auf eine Untersuchung von 1980 beziehe. Ob auch heute beispielsweise die Grenzwerte des krebserzeugenden Phenols um das Zehnfache und die von PCB um das Fünfzehnfache überschritten werden, müsse neu untersucht werden. Aufgrund zwölf Jahre alter Daten könne man nicht Trinkwasserbrunnen schließen. Umweltsenator Volker Hassemer (CDU) bestreitet in einer Antwort auf eine kleine Anfrage der Grünen-Abgeordneten Judith Demba, daß die gutachterliche Stellungnahme von einer »extrem hohen Gesundheitsgefährdung« durch die Deponie ausgeht.

Tatsächlich aber bezieht sich die Polizei auch auf Untersuchungen aus dem vergangenen Jahr. Der Richtwert von einem Milligramm Mineralölkohlenwasserstoffen pro Liter Wasser wird in einem Brunnen 250fach überschritten. Nur in einem Hausbrunnen sei der Richtwert für Zink von einem Milligramm/Liter unterschritten gewesen. Die höchste Konzentration betrug 238 Milligramm. Auch die AOX-Werte, ein Index für verschiedene Stoffe, die auf Schadstoffe von Sondermüll hinweisen, seien fünfmal höher als normalerweise und würden dem Richtwert für eine Sanierung entsprechen, heißt es in der Stellungnahme.

Die umweltpolitische Sprecherin des Bündnis 90/Grüne, Judith Demba, sieht ebenfalls »dringenden Handlungsbedarf«: »Mehrere Brunnen müssen sofort geschlossen werden.« Der Umweltsenator ignoriere die Ergebnisse der Umweltkripo, weil das für Berlin beträchtliche finanzielle Folgen hätte. Dirk Wildt

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