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Exodus aus Haiti

Guantanamo/Santo Domingo (wps/dpa/ips) — Die Abschiebung haitianischer Flüchtlinge aus der US- Marinebasis Guantanamo auf Kuba gerät zur Farce: Während am Samstag die ersten 154 Haitianer auf dem Marinekreuzer „Steadfast“ abreisten, wurden 203 Neuankömmlinge aus dem Wasser gefischt. Und während am Sonntag der zweite Kreuzer namens „Bear“ mit 250 Flüchtlingen beladen wurde, wartete die überlastete „Mohawk“ mit 500 neuen Asylsuchenden direkt nebenan.

Nicht alle Abgeschobenen nahmen ihre Deportation hin. „Tötet mich jetzt“, schrie einer. „Sie haben meine Frau getötet. Sie haben meine Mutter getötet. Sie haben meine Schwester getötet. Wenn ich nach Haiti zurückgehe, werden sie auch mich töten.“ Die Landung der „Steadfast“ in Port-au-Prince wurde derweil aufgrund bürokratischer Hindernisse auf den gestrigen Montag verschoben.

US-Verteidigungsminister Richard Cheney sagte im Fernsehen, es gebe „keine Beweise“, daß Flüchtlinge nach der Rückkehr nach Haiti getötet würden. Die Haitianer in den USA seien alle Wirtschaftsflüchtlinge — sonst würden sie sich ja auch mit der benachbarten Dominikanischen Republik zufriedengeben. Doch wie Menschenrechtsorganisationen dort jetzt berichteten, kamen seit Anfang 1991 in der Dominikanischen Republik über hundert Menschen in Polizeigewahrsam in Folge von Übergriffen ums Leben. Der Universitätsprofessor Felipe Medrano sprach gegenüber einer Zeitung von schweren psychologischen Foltern während seiner achttägigen Haft in einem Gefängnis der Hauptstadt.

Und während am Wochenende im Hafen von Santo Domingo Nachahmungen der Schiffe erwartet wurden, mit denen Christoph Kolumbus vor 500 Jahren auf der Insel gelandet war, nahm die Polizei mehr als 20 Teilnehmer einer Gegendemonstration fest.

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