: Den Kultur-Totengräbern blöd-schlau das Wort geredet
■ Betr.: „ABM ist eine Sauerei“ — taz Bremen vom 4.2.92
Nicht ABM, sondern jetzt solche Komentare abzugeben bzw. abzufragen, ist eine Sauerei, eine doppelte, wenn man sieht, wer sie abgibt. Kein einziger Künstler, sondern nur Hochschullehrer, Lehrer und ähnliche, vielleicht sogar alle beamtet (dem Staat treu).
Nee, nee, meine Lieben, so nicht. Ihr habt nicht das Recht, jetzt so blöd-schlau zu sein und auch noch den Kultur-Totengräbern das Wort zu reden. Mit dem, was Ihr von Euch gebt, können alle Nichtbetroffenen sehr zufrieden sein. Ihr seid an keiner Stelle konstruktiv — Eure Perspektive ist Rückzug.
Da ist Brigitte Schulte-Hofkrüger, sie beklagt die 70er Jahre anstatt die 90er mit zu entwickeln. Da ist der Rektor Jürgen Waller, er ist jenseits von allem, er hat außer „freiem Markt“ nichts begriffen, und selbst das ist zu bezweifeln. Da ist Tilmann Rothermel, dem auch sonst alles so leicht über die Lippen geht mit dem „Mist an den Wänden“ und so.
Mit all diesen „Lehrer-Künstlern“ telefoniert die taz, was soll das? Warum fragt sie keine Betroffenen, noch haben sie Telefone.
Ich will hier nicht spalten, sondern nur versuchen, die Spreu vom Weizen zu trennen. Nicht ABM ist das Problem, sondern die, welche sich mit jeder Oberflächlichkeit arrangieren und aus gesicherten Positionen schon immer alles besser wußten.
Wir, die Betroffenen, sollten und dürfen uns nicht ablenken lassen. Mit der Selbständigkeit der Kultur steht auch die Selbständigkeit des Landes Bremen in Frage. Das Geld aus Nürnberg war als Notlösung nicht zu verachten und hat auch gut geholfen. Jetzt muß Geld aus dem eigenen Sach, dem Landessack, her. Wie, und ob das möglich ist, darüber müssen wir reden, streiten, nicht klug schnacken. Im Kulturrat, in den Vereinen, mit den Politikern und allen, die wissen, daß das Gegenteil von Kultur Barbarei ist.
Hermann Stuzmann
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen