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Schwuppheidi

■ „Herr Ober!“ von und mit Gerhard Polt

Ernst Held, ein trotteliger, gutmütiger Poet, betreibt mit seiner zickigen Gemahlin ein vornehmes Hotel in Oberbayern.

Da die Gattin keinen Sinn für Dichtung zeigt, zieht es Ernst zu einer drallen Blondine, der wiederum nicht nur nach Poesie ist.

Es kommt, was kommen muß: Frau Held erwischt die beiden in einer verfänglichen Situation, das ist schon urkomisch: Die Blonde mit Strapsen, und Ernst hat Teeflecken auf der Hose!

Ja, ist das nicht witzig?

Dann geht die Gaudi richtig los: Ernst, von seiner Ollen 'rausgeworfen, landet mittellos in München.

In einer bayerischen Kneipe ist ein Job als Tellerwäscher frei, in einer italienischen Kneipe ist ein Job als Tellerwäscher frei, in einer türkischen Kneipe ist was frei? Richtig! Ist das nicht lustig? Da lacht man doch viel und gerne!

Krone der spritzigen Unterhaltungskomödie ist der Spruch „Zeit mal Zeit ist Mahlzeit“, der wird dann auch konsequenterweise dreimal wiederholt, damit auch der muffeligste Griesgram kapiert: Hier werden absolute Spitzenwitze angeboten.

Gerhard Polt zeigt ein treffendes Psychogramm quer durch alle sozialen Schichten: Das Bildungsbürgertum frißt Lachshäppchen und ist blöde. Gute findet man nur unter den Bierleichen in Stampen und auf Bahnhofsvorplätzen. Herr Ober! endet mit einer Katastrophe; das dumm/plump/bräsige Wohlstandsgesindel erobert die Münchener Stinkekneipen, Ernst Held kehrt zu seinem Besen ins Oberbayerische zurück.

Polt tat gut daran, auf seinen Hausautoren Hanns Christian Müller zu verzichten, der mit seinem Hang zum bitterbösen britischen Humor die urdeutsche Komik in Herr Ober! garantiert versaut hätte.

Der Film ist ein erneuter Beweis dafür, daß Drehbuchautoren in Deutschland zu Recht den Ruf haben, Ergüsse von Regisseuren und Hauptdarstellern zu behindern. Herr Ober! ist ein guter Film. Hoch lebe die deutsche Unterhaltung! Werner Schauerte

Herr Ober! von und mit Gerhard Polt, BRD 1991, 90 Min.

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