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1.500 Mark für Wangenbiß

■ Geldstrafe für Hauswartsfrau, die Brasilianerin biß

Moabit. Die 32jährige Hauswartsfrau Sabine K. muß 1.500 Mark Geldstrafe dafür bezahlen, daß sie die Brasilianerin Martha Maria de Almeida Brito in die Wange gebissen und als »Niggerschwein« beschimpft hat (die taz berichtete).

Die Darstellungen der beiden Frauen über das zufällige Zusammentreffen in der Nacht vom 9. zum 10. März 1991 in der Neuköllner Fuldastraße unterschieden sich gestern vor dem Amtsgericht wie Tag und Nacht: Die Brasilianerin sagte aus, Sabine K. habe mit Worten wie »du Nigerschwein hast hier nichts zu suchen« auf sie eingeschlagen und sich so in Marias linker Wange verbissen, »daß ich dachte, sie reißt mir ein Stück aus der Backe«. Die Hauswartsfrau behauptete demgegenüber von der Brasilianerin, plötzlich ins Gesicht und Genick geschlagen worden zu sein. »Mein ganzes Gesicht war zerkratzt und ein Auge blau«, erklärte Sabine K. Daran, daß sie die Mulattin gebissen und mit ausländerfeindlichen Worten beleidigt habe, könne sie sich nicht erinnern. Bei einer früheren Vernehmung hatte die Hauswartsfrau jedoch nicht ausgeschlossen, vielleicht »in Rage« zugebissen zu haben.

Auf die Frage von Richter Fischer an die Brasilianerin, wie sie sich das alles erkläre, rief ein 63jähriger Mann aus dem vollbesetzten Zuschauerraum wutentbrannt quer durch den Saal: »Weil sie farbig ist, du Trottel.« Das wollte Euer Ehren jedoch nicht auf sich sitzenlassen, und verhängte gegen den Ruhestörer 200 Mark Ordnungstrafe wegen ungebührlichen Verhaltens. Wäre es nach dem Oberamtsanwalt Schröter gegangen, dann wäre der 63jährige gleich zwei Tage zur Bestrafung in den Knast gewandert. plu

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