: Drogenambulanz wird erweitert
■ Senat will an „räumlicher Erweiterung“ der Anlaufstelle im Steintor festhalten
Wird es nun eine zentrale Drogenambulanz mitten im Steintor, im Hauptgesundheitsamt, Humboldstraße, geben oder nicht? Politisch ist es ruhig geworden um diese vor der Bürgerschaftswahl so heiß diskutierte Frage. Widersprüchliche Aussagen waren in den vergangenen Wochen der Presse zu entnehmen. AnwohnerInnen, aber auch die CDU (über eine Anfrage in der Bürgerschaft) wollen Klarheit. Besonders, weil damit die neue (oder alte) Richtung der neuen Regierung in Sachen Drogenpolitik deutlich würde.
Schon während der Koalitionsgespräche hatten sich BürgerInnen zur Klausurtagung auf nach Cuxhaven gemacht, um eine Antwort zu bekommen. Damals hatten Friedrich van Nispen, Henning Scherf und Karoline Linnert (für die Grünen in sozialpolitischen Fragen verhandelnd) erklärt: „Das Hauptgesundheitsamt als Ambulanz ist vom Tisch.“
Am kommenden Dienstag will sich der Senat jedoch für seine Antwort auf eine Anfrage der CDU-Fraktion in der Bürgerschaft darauf verständigen, daß Zusagen, nach denen „Planung und Umsetzung nicht weiterbetrieben“ werden, nicht gemacht wurden. Dann sollen die SenatorInnen auch beschließen, sich der Position der Gesundheitsbehörde anzuschließen. Der Senator für Gesundheit hält nämlich weiter an der im Juni beschlossenen „räumlichen Erweiterung“ der medizinischen Ambulanz fest.
Eine medizinische Ambulanz im engeren Sinne sei jedoch im Hauptgesundheitsamt nicht beabsichtigt, sollen die SenatorInnen meinen. Ins HGA sollen lediglich Mitarbeiterräume „ausgelagert“ werden. Patientenkontakte sollen nach Vorstellung der Gesundheitsbehörde „in der Regel nur nach Terminabsprache“ stattfinden. Notfallambulanz, und medizinische Routineversorgung blieben demzufolge weiter in der Bauernstraße, wo Umbau- und Renovierungsarbeiten gerade begonnen haben.
Die Viertel-Initiative „Hauptgesundheitsamt“ hat die Räume in der Drogenberatungsstelle Bauernstraße (drobs) unterdessen besichtigt und festgestellt: „Hier wurde mit falschen Angaben argumentiert.“ Der Arzt habe dort nämlich nicht nur den acht Quadratmeter kleinen, fensterlosen „Behandlungsraum“ zur Verfügung, der von der Aufsichtsbehörde zum Jahresende geschlossen worden war, sondern vielmehr insgesamt fast 40 Quadratmeter, darunter einen Raum mit Fenster und Bewegungsfreiheit, aus dem seit fast einem Jahr die Mitarbeiter der drobs, die mit dem Arzt das Büro teilten, in die Ölmühlenstraße ausquartiert wurden.
Für Helga Noltenius von der HGA-Initiative ist es deshalb an der Zeit, „eine Denk- und Beratungspause“ einzulegen und neu zu diskutieren — „mit den Kräften, die jetzt da sind“. Für die Initiative ist die Einrichtung einer Ambulanz im Hauptgesundheitsamt nach wie vor „eine unheilvolle Konzentration“. Denn mit den geplanten acht Räumen im HGA würde das staatliche Angebot zweifellos weiter ausgebaut und die überregionale Sogwirkung des Viertels verstärkt. ra
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen