: Kurz und schmerzhaft
Wie lang, glauben Sie, ist die mittlere Dauer eines ärztlichen Aufklärungsgesprächs in deutschen Krankenhäusern — 10 Minuten, 5 Minuten, 3,5 Minuten? Richtig, die statistische mittlere Dauer beträgt 3,5 Minuten. Und was kommt bei diesen Gesprächen zwischen Tür und Angel heraus? Eine Studie an fast fünfhundert chirurgischen Patienten kam zu einem erschreckenden Ergebnis: Nur 18 Prozent der Patienten hatten nach dem ärztlichen Aufklärungsgespräch Risiko, Gefahren der Krankheit und der Operation richtig verstanden. 49 Prozent wußten immerhin noch, daß ein solches Gespräch stattgefunden hatte, und hatten verstanden, daß die Operation „notwendig und mit Gefahren verbunden“ war. Ein Drittel aller Patienten hatte keinerlei oder eine völlig falsche Erinnerung an den Inhalt des Aufklärungsgesprächs. Eine andere Untersuchung ergab: 91 Prozent aller Patienten beklagen, daß der Arzt zu wenig mit ihnen rede, 89 Prozent gaben an, der Arzt höre ihnen zu wenig zu und gehe nicht auf sie ein, 87 Prozent fanden, daß die Diagnose nicht ausführlich genug erklärt wird, und 86 Prozent fühlten sich entmutigt, überhaupt Fragen zu stellen. Zwei Soziologen analysierten in Detroit 74 Arzt-Patient- Gespräche, Ergebnis: Nur ein Viertel der Patienten konnte die Beschwerden überhaupt bis zum Ende schildern. Nach durchschnittlich 18 Sekunden wurde jeder Patient vom Arzt unterbrochen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen