: "Sie singen sogar zusammen"
■ betr.: "Wir werden sicherlich nach Asien gehen", taz vom 1.2.92
betr.: „Wir werden sicherlich nach Asien gehen“, Interview mit Edzard Reuter, taz vom 1.2.92
[...] Das vorherrschende Thema ist die Aufteilung der „Welt“ (die wohl nur aus USA, Europa, „Asien“, Japan besteht) in Autoproduktionsstätten und -absatzgebiete, und wer dabei das meiste Land gewinnt: „Wir“ oder „die“ (gelbe Gefahr).
Einig sind sich Blume und Reuter über die US-Amerikaner, die bereits verloren haben. Reuters Strategie ist, sich im Lager des Feindes Verbündete zu sichern (Mitsubishi), um am Ende auf jeden Fall auf der Seite des Siegers zu stehen. Oder er öffnet weitere Fronten (Luft- und Raumfahrt) „Arbeitsgebiete der AEG“ (neues Synonym für Rütungsindustrie?) und Banken beziehungsweise Versicherungsgewerbe (debis) falls das Ziel „Erorberung der Welt im Zeichen des guten Sterns“ zu einer „Verschrottung“ der Welt führt!
Um als taz-Interview erkennbar zu sein, fehlen ketzerische Fragen nach Reuters Einschätzung der „globalen“ Rolle des goldenen Kalbs (und für ihn Goldesels) Autoindustrie, dem die Opfer Unfalltote, Klimakatastrophe, Ausbeutung von Bodenschätzen, Kriege und so weiter dargebracht werden. Stattdessen darf Reuter uns erzählen, wie gut er sich mit seinen japanischen Partnern versteht — sie singen sogar zusammen!
Georg Blume hat nachträglich versucht, in diese Harmonien miteinzustimmen; dissonantes Kratzen hätte zu einem tazler besser gepaßt. Martin Dunschen, West-Berlin
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