: Zutiefst staatsabträglich
■ betr.: "Die Stasi führte Engelmann die Feder", taz vom 28.1.92
betr.: „Die Stasi führte Engelmann die Feder“, taz vom 28.1.92
Wieder mal ein Meisterstück der taz: Nun erfahren wir endlich, daß die Stasi auch dem Schriftsteller Engelmann „die Feder führte“. An den Pranger mit ihm, der doch tatsächlich in ostdeutschen Dokumentationszentren und im Zentralarchiv in Potsdam recherchiert hatte. Und hat er für seine Arbeiten über Nazis in den Bonner Amtsstuben nicht auch Material aus dem Jüdischen Dokumentationszentrum von Simon Wiesenthal benutzt? Das beweist messerscharf, daß auch der Mossad „seine Feder geführt“ hat. Man erzählt sich auch, daß Engelmann sogar schon einmal in US-Archiven gewühlt habe. Jedes Kind weiß, wen die CIA nicht mag, den läßt sie nicht ins Land und schon gar nicht in die heiligen Archive. Und wohnt der 71jährige nicht in verdächtig „herzlicher Nachbarschaft“ zu Pullach? Aber nein. Das sind ja die Guten, sich von denen bedienen zu lassen, war auf deutschem Boden noch nie anrüchig.
Endlich muß Schluß sein mit der angeblichen Informationsfreiheit, dieser widerlich hartnäckigen Journalisten, die meinen, überall ihre Nase hineinstecken zu dürfen und sich ihre Informationen dort suchen, wo sie sie vermuten. Wie Goebbels, Stalin und McCarthy erkennt die taz in weiser Voraussicht, daß diese selbstherrliche Kontrolle zutiefst staatsabträglich ist und zum Chaos führen kann. Aus gutem Grund hatte der Bonner Staat die Unterlagen über die Nazi-Vergangenheit seiner Politiker dem öffentlichen Zugriff entzodern. Der taz muß für ihre publizistische Vorreiterrolle ein Denkmal gesetzt werden, als erste Zeitung, die klar bejaht, daß sich journalistische Recherchen nur in staatlich erlaubten Bahnen zu bewegen haben. Dies ist um so mutiger, als alle anderen Presseorgane — von 'Stern‘ bis 'Bild‘ immer noch altmodischen Vorstellungen anhängen. [...] Gaby Weber, Montevideo
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