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Gold-Gunda gab's den Großkopferten

Eisschnelläuferin Gunda Niemann hat sich mit dem 3.000-Meter-Sieg ihren großen Wunsch erfüllt: „Diese Medaille wollte ich, was jetzt noch kommt, ist mir egal.“ Diese Medaille war es auch, auf die die Funktionäre so scharf sind — die erste gesamtdeutsche Goldmedaille seit 1964. Doch von der Olympiamannschafts-Führung hatte sich kein einziger zum wenig spektakulären Eisschnellauf bequemt. Die Herrschaften vertrieben sich die Zeit lieber beim Rodeln, der Abfahrt und beim Skispringen. So mußte sich Gunda Niemann von ihren Kollegen und ihrer — im Wohnwagen mitgereister — Familie küssen und herzen lassen.

Der Olympiasieg ist der Erfurterin längst zu vergönnen. 1989 vermasselte ein Sturz die WM, 1990 wurde Gunda Niemann disqualifiziert und erst 1991 gelang nach drei Europameistertiteln das erste WM-Gold. Als sie gerade in Schuß war, kam die Wende, und mit ihr der nächste Ärger: „Nach der deutschen Einheit hatte ich Probleme, mich an die neue Hymne zu gewöhnen. Ich laufe jetzt in erster Linie für mich.“ Und für ihre Fans: Gröhlende Erfurter Schlachtenbummler trieben ihre Gunda mit Plakaten und Sprüchen übers Eis. Ihr Glück konnte die 25jährige mit ihrer Freundin und Trainingsgefährtin Heike Warnicke teilen, die nach 4:22,88 Minuten nur 2,98 Sekunden hinter Gunda Niemann auf den zweiten Platz skatete. Als erste gelaufen, eilte Heike sogleich zu Gunda, um ihr die Tücken der Bahn zu stecken. Konkurrenz und Neid? Kein Thema bei den Erfurterinnen. Noch mehr als die Siegerinnen jauchzte Trainerin Gabi Fuß. „Dieser Sieg hilft dem Eisschnellauf im Osten Deutschlands unendlich.“ Und sie ahnt: Gunda kann's auch über 1.500 und 5.000 Meter. miß/ Foto: Reuter

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