piwik no script img

Arbeit gegen sexuellen Mißbrauch in Gefahr

Berlin. Kaum hat sich die Arbeit mit sexuell mißbrauchten Mädchen und Jungen etabliert, droht sie auch schon wieder zunichte gemacht zu werden. Das fürchtet jetzt die »Fachrunde gegen sexuellen Mißbrauch von Kindern«, der zum 31. Mai diesen Jahres die einzige feste Stelle gestrichen wurde. Die Fachrunde, die sich aus Vertretern der Jugendämter, der freien Träger sowie der Justiz zusammensetzt, wurde 1987 gegründet, um alle beteiligten Institutionen an einen Tisch zu bringen und projektübergreifend zu koordinieren. Mit dieser Institution gehe ein entscheidender Arbeitsansatz verloren, sagte gestern Kreuzbergs Jugendstadtrat Helmut Borchardt (SPD), der die Idee mit ins Leben gerufen hat. »Die Sparmaßnahmen kommen einer Bankrotterklärung gleich.«

Währenddessen geht es den einzelnen Einrichtungen nicht viel besser. 40 bis 50 Frauen müßten monatlich abgewiesen werden, erzählte Gabriele Jeuck von »Wildwasser e.V.«. Die Nachfrage steige seit dem Mauerfall ständig. Die Mädchen kämen aus allen fünf neuen Ländern. Dort war sexueller Mißbrauch bis zur Wende ein Tabuthema. Der Aufbau spezieller Angebote geht nur langsam voran. In Ost-Berlin werden Wildwasser und »Kind im Zentrum« (KIZ e.V.) in diesem Jahr Beratungsstellen eröffnen. Auch deren dauerhafte Existenz sei jedoch nicht gesichert, berichtete Sigrid Richter-Unger von KIZ. Das Personal setze sich fast ausschließlich aus befristeten ABM-Stellen zusammen.

Neben einem Ausbau der Beratungsstellen und der Unterbringungsmöglichkeiten seien auch Angebote für sexuell mißbrauchte Jungen dringend erforderlich, so Richter-Unger. Für den Erhalt der Fachgruppe haben sich auch Mitarbeiter der Kriminalpolizei eingesetzt. jgo

40.000 mal Danke!

40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen