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KOMMENTARZahle und schweige

■ Zur Anhörung über »fremdsprachliche« Programme

Werden in Deutschland etwa Kirchen in Brand gesetzt? Oder Fabriken angezündet? Werden Pfaffen auf offener Straße angepöbelt, Villen umstellt oder Manager zusammengeschlagen? Nein, hierzulande brennen die Flüchtlingsheime, und BürgerInnen mit anderer Hautfarbe oder anderem Paß müssen damit rechnen, von wildgewordenen deutschen Rassisten überfallen zu werden.

Der Intendant des SFB, von Lojewski, hat sich gestern auf einer Anhörung im Abgeordnetenhaus dazu geäußert, daß sein Sender die sogenannten fremdsprachlichen Programme von UKW auf die schlecht empfangbare Mittelwelle verbannt hat. Die Sendungen in türkisch und den jugoslawischen Sprachen würden auf Mittelwelle »weiter abgestrahlt«, könnten nun auch in Brandenburg empfangen werden, versuchte Lojewski die Entscheidung zu rechtfertigen. Und außerdem: Der SFB könne ja nicht alles leisten, er müsse so vieles »integrieren«, zum Beispiel auch die Interessen »der Wirtschaft und der Kirchen«. Den anwesenden muttersprachlich sendenden SFB-Kollegen und Vertretern von ImmigrantInnen-Gruppen muß das wie Hohn in den Ohren geklungen haben. Schließlich sind die ImmigrantInnen Gebührenzahler wie alle anderen auch. Und eigentlich ist es eine Selbstverständlichkeit, daß sie sich im Programm wiederfinden können und nicht über Schleichwege auf der rauschenden Mittelwellenskala ihre »Inseln« suchen müssen. Statt darüber nachzudenken, quotiert auch Journalisten aus Minderheiten einzustellen, schiebt man »lästige« Programmteile hin und her. Und die PolitikerInnen? Sie lassen fröhlich die Konkurrenz zwischen Privatfunk und öffentlichen Rundfunkanstalten wirken, und möchten bislang einen gemeinnützigen »Minderheitenkanal« nicht gesetzlich festschreiben. Vermutlich ist irgendwann einmal ein Gnadenakt geplant und von Weizsäcker darf dann die erste Moderation machen. Hans-Hermann Kotte

Siehe Bericht Seite 23

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