: „Atlantis im Sand“ entdeckt
Washington (afp) — Der Koran vergleicht sie mit Sodom und Gomorrha, in den Märchen aus Tausendundeiner Nacht wird ihr Untergang beschworen, und Lawrence von Arabien gab ihr den Beinamen „Atlantis im Sand“: Ubar. Die im Sand versunkene Stadt im Süden von Oman soll jetzt aufgrund von Satellitenfotos wiederentdeckt worden sein.
Begonnen hatte alles 1981, als der US-Regisseur Nicholas Clapp, der vom Zauber der versunkenen Stadt magisch angezogen war, die neuesten Errungenschaften der Satellitenfotografie entdeckte: ein dreidimensionales, digitales Bild, das eine riesige Fläche abdeckt und vom Computer ausgewertet werden kann.
Gemeinsam mit dem britischen Forscher Sir Ranulph Fiennes, den amerikanischen Archäologieprofessoren Alan Jutzi und Juri Zarins sowie Oman-Kennern erforschte Clapp die Bilder der NASA. Diese waren im Oktober 1984 von der Raumfähre Challenger aufgenommen worden. Nach der elektronischen Analyse zeigten die Fotos Spuren von Straßen, die von Karawanen benutzt worden waren und die zu einer Stadt führten. Als gesichert galt zu dem Zeitpunkt bereits, daß die „Weihrauch-Straße“ dort vorbeigeführt hatte und daß Ubar das erste Handelszentrum für Weihrauch gewesen sein mußte. Die Archäologen vermuteten, daß etwa 100. v. Chr. die unterkellerten Grundmauern Ubars in sich zusammenbrachen und dabei die für ihre Säulen berühmte Stadt mit sich hinabrissen.
Lawrence von Arabien hoffte vergeblich, die Stadt zu entdecken. Auch die nachfolgenden Expeditionen von 1930, 1947 und 1953 waren nicht von Erfolg gekrönt. 1990 fand erstmals eine Expedition statt, die — dank der NASA-Bilder — über sicherere Daten verfügte. Am 26. Dezember des vergangenen Jahres begannen die Ausgrabungen. Erst als das Team Erfolg hatte, teilte es der Öffentlichkeit seinen Fund jetzt mit. Trotzdem sehen sich Clapp und seine Mitstreiter noch nicht in der Lage, mit Sicherheit zu sagen, ob es sich um das sagenhafte Ubar handelt.
Was sie unter dem Sand fanden, waren die Überreste von acht Türmen, jeweils mit einem Durchmesser von zehn Metern, Scherben tausender Töpferwaren und die Reste eines Weihrauchmarktes. Wie sich herausstellte, stammen die Scherben aus der Zeit um 2.800 vor Christus. Damit würden die ersten Städte im Süden Arabiens bereits tausend Jahre früher existiert haben als bisher angenommen.
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